Familie überlebt Steinwurf aufs Auto knapp
Das junge Ehepaar und sein sechs Monate altes Baby hatten großes Glück. Eine Mordkommission wurde eingerichtet. Sie sucht zwei Mädchen.
Es war am Sonntagnachmittag, kurz vor dem Anpfiff des Deutschlandspiels bei der EM in Frankreich. Ein Ehepaar (33 und 28 Jahre) aus Süchteln war mit seinem sechs Monate alten Säugling im Auto auf der L 390 unterwegs. Die Familie hatte gerade die A 52 an der Anschlussstelle Neuwerk verlassen und war auf dem Zubringer in Richtung Krefelder Straße unterwegs. Plötzlich — gegen 17.55 Uhr — durchschlug ein mehr als faustgroßer Schotterstein das Schiebdach ihres schwarzen Skodas. Wie durch ein Wunder blieb die junge Familie unverletzt. Aber der Schock sitzt tief. Bislang unbekannte Mädchen hatten den Stein von der Eisenbahnüberführung über die L 390 auf das mit hoher Geschwindigkeit fahrende Auto geworfen.
Im Rückspiegel konnte der Fahrer noch zwei Mädchen in Richtung Sportanlage Gatherskamp weglaufen sehen. Ein 27-jähriger Gladbacher, der hinter dem Wagen der Familie fuhr, hatte den Vorfall ebenfalls beobachtet. Die Zeugen beschreiben die beiden Mädchen wie folgt: Beide sind circa 14 Jahre alt, beide haben lange blonde Haare. Ein Mädchen trug schwarze Leggins, das zweite eine schwarze Jacke und eine schwarze Hose.
Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach stuft die Tat als versuchten Mord ein. Bei der Polizei wurde eine Mordkommission eingerichtet. Sie sucht dringend Zeugen und fragt: Wer hat auf dem Bahngelände an der Sportanlage Neuwerk zwei Mädchen bemerkt? Wer kann Angaben zu ihnen machen? Hinweise an die Mordkommission „Schotter“ unter Telefon 02161/290. Die Ermittler, die den Fluchtweg der Mädchen verfolgt haben, gehen davon aus, dass die Kleidung der beiden Täterinnen verschmutzt wurde, und sie sich unter Umständen Kratzwunden durch Dornengestrüpp zugezogen haben.
Unweit des Tatortes vom vergangenen Sonntag hatte es in den 1970er Jahren einen ähnlichen Fall mit tragischem Ausgang gegeben. Damals starb eine Frau. Junge Männer, die gerade den Kinofilm „Erdbeben“ gesehen hatten, wollten laut Polizeisprecher Willy Theveßen eine Szene mit herabstürzendem Gestein nachspielen. Von einer Baustelle stahlen sie Steine und warfen sie von einer Brücke auf die A 52. Ein Stein durchschlug die Windschutzscheibe vom Auto und traf die Fahrerin im Brustbereich. „Die Frau war sofort tot“, berichtet Theveßen. Ähnlich hätte der aktuelle Fall auch ausgehen können, meint der Polizeisprecher. „Dafür hätte der Schotterstein nur eine Hundertstelsekunde eher geworfen werden müssen. Dann wäre auch in diesem Fall die Windschutzscheibe durchschlagen worden“, sagt er.
Die Steinewerfer aus den 1970er Jahren konnten laut Polizeisprecher übrigens damals gefasst werden. Sie kamen wegen Mordes vor Gericht und wurden verurteilt.