Feuerwehr-Protest mit Stofftiere
Die Retter am Stockholtweg warten seit Jahren auf neue Unterkünfte. Die Verwaltung will nun handeln.
Mit Schlafen ist das so eine Sache bei Feuerwehrleuten in der Wachabteilung. Kaum ist man zur Ruhe gekommen, folgt schon der nächste Einsatz. Wer als Retter am Stockholtweg im 24-Stunden-Dienst ist, hat es besonders schwer. Dort dürfen sich die Einsatzkräfte in Stahlcontainern ausruhen. Und das ist nicht angenehm. „Im Sommer wirst du gegrillt und im Winter schockgefrostet“, berichtet einer, der es wissen muss, aber anonym bleiben will. Zwar gebe es in den Containern eine Heizung, aber es finde keine Warmluftzirkulation statt. „Wenn du nach einer Stunde von einem nächtlichen Einsatz zurückkommst, ist die Matratze eiskalt.“ Ausruhen? Nahezu unmöglich. Und das ist keine gute Voraussetzung für Menschen, die sich oft in gefährliche Situationen begeben müssen, um andere zu retten. Ein Neubau sollte Abhilfe schaffen. Der wurde auch vor sechs Jahren beschlossen, doch seitdem ist nichts geschehen. Rein gar nichts.
Deshalb entschieden sich Feuerwehrleute am Stockholtweg zu einer spontanen Aktion. Das eingezäunte, brachliegende Gelände an der Ecke Stockholtweg/Kepplerstraße, auf dem der Neubau mit Ruhe- und Schulungsräumen entstehen sollte, wurde zunächst zu einer Pferdekoppel mit einem einsamen Stofftier-Pferd umfunktioniert. Feuerwehrleute, die den stillen Protest unterstützten, stellten weitere Kuscheltiere hinzu, und so entstand der kleine Streichelzoo. „Das ist ein echter Selbstläufer geworden“, sagt ein Feuerwehrmann. Doch damit ist jetzt Schluss. Gestern kam die Anweisung „von oben“, den kleinen Zoo, der zum Liebling der vorbeiziehenden Kindergartengruppen wurde, unverzüglich abzuräumen.
Im Rathaus wollte gestern auf Nachfrage keiner die Räumungs-Order gegeben haben. Dafür wurden Fehler eingeräumt. Warum das beschlossene Neubauvorhaben am Stockholtweg bis heute nicht umgesetzt worden sei, wisse man nicht genau, sagte Wolfgang Speen, Leiter der städtischen Pressestelle. Es habe viele Personalwechsel in den zuständigen Dezernaten gegeben. Außerdem seien ja auch die Kosten zu sehen. In Zusammenhang mit dem geplanten neuen Rathaus sei der Sanierungsbedarf aller stätischer Immobilien ermittelt worden. „Und die betragen immerhin 70 Millionen Euro“, sagt Speen. Das Problem an der Feuerwehrwache Stockholtweg sei aber jetzt erkannt sowohl von Technischen Beigeordneten als auch vom Feuerwehrdezernenten, versichert der Stadtsprecher und kündigt an: „Jetzt kommt Schwung in die Sache.“
Nach der Sommerpause soll eine Beratungsvorlage mit einem Gesamtpaket für Sanierungs- und Neubauprojekte für mehrere Feuerwehrgebäude im Stadtgebiet in die Politik gehen. Die Stadt stehe zwar vor der schwierigen Situation, 2018 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu müssen, doch man sei bemüht, in irgendeiner Art eine geeignete Lösung zu finden. Bis dahin werden die Wehrleute wohl noch einige heiße Nächte haben — auch ganz ohne Brände.