Spaziergängerinnen und Feuerwehr retten junge Spechte

Die Jungtiere befanden sich im Stamm eines umgestürzten Baumes.

Foto: Vera Lüngen

Diese jämmerlichen, lauten und schnarrenden Rufe hat Vera Lüngen noch immer im im Ohr. „Ich hätte nie gedacht, dass kleine Vögel so einen Krach machen können“, sagt sie. Die Rheydterin war am Mittwoch mit ihrer Freundin und ihrem Hund im Dohrer Busch unterwegs, als sie die „unbeschreiblichen Geräusche“ hörten. Dass in der Nähe der Straße Am Rottland am Sonntag ein morscher Baum umgestürzt war, hatte Vera Lüngen bereits von ihrer Freundin erfahren. Dass sich in dem Stamm junge Spechte in Not befinden, erkannten die beiden Spaziergängerinnen erst jetzt.

Zuerst warteten sie, ob vielleicht das Muttertier noch kommt. Doch es tat sich nichts. „Wir waren bis 21.30 Uhr im Wald. Ein Vögelchen hing schon halb ohnmächtig aus dem Loch der Spechthöhle“, berichtet Vera Lüngen. Vorsichtig zogen die Frauen das erste Tier heraus. Aber es waren noch mehr in der Höhle. Das konnte man deutlich hören. Mit der Hand konnte Lüngen drei weitere Jungtiere ins Freie retten. Doch aus dem Stamm ertönten immer noch Geräusche. „Ich habe nicht gewusst, dass so ein Spechtbau so tief ist“, erzählt die Rheydterin. So sehr sie sich auch bemühte, sie kam an die weiteren Jungvögel nicht heran. „Sie hatten sich aus Angst in die äußerste Ecke verzogen.“

Lüngen und ihre Freundin riefen schließlich die Feuerwehr. Die rückte schnell mit Hilfeleistungslöschfahrzeug und Drehleiter sowie acht Einsatzkräften an. Mit einer Kettensäge erweiterten die Feuerwehrleute den Eingang zur Baumhöhle vorsichtig Stück für Stück. Am Ende konnten zwei verbliebene Jungvögel unverletzt herausgehoben werden konnten. Zwischenzeitlich hatten sich die Frauen in einer Tierhandlung Spezialfutter und Mehlwürmer besorgt. Die obdachlos gewordenen Jungtiere wurden noch an Ort und Stelle mit Wasser und Aufzuchtfutter versorgt.

Doch dann bekamen Lüngen und ihre Freundin noch einmal richtig Arbeit: „Wir haben eine geeignete Aufzuchtstation für die sechs Tiere gesucht und lange telefoniert, bis wir jemanden gefunden hatten.“ Die Nacht verbrachten die Spechte zunächst einmal bei der Freundin, Vera Lüngen holte sie morgens vor der Arbeit ab. Jetzt sind die Jungtiere bei einer Frau, die sich mit Wildvögeln auskennt und die Spechte aufpäppelt. „Hoffentlich kommen alle sechs durch“, sagt Lüngen, die sich über den Einsatz der Feuerwehrleute enorm freute. „Dass die Feuerwehr selbst für so kleine Tiere einen solchen Einsatz zeigt — meine Hochachtung.“ Vera Lüngen hat übrigens gestern Morgen noch einmal bei der Feuerwehr angerufen und sich bedankt.