Garzweiler: Erste Brunnen auf Gladbacher Gebiet

Der Tagebau rückt näher, jetzt soll auch in Gladbach Wasser gepumpt werden.

Mönchengladbach. Wasser raus, Wasser rein, das ist eine der Aufgaben der Mitarbeiter von RWE Power AG. Nur so funktioniert der Tagebau in Mönchengladbachs Nachbarschaft. Damit in das riesige nicht das Grundwasser läuft und man das Braunkohlevorkommen ungehindert abbauen kann, wird rund um Garzweiler II abgepumpt.

Diese Entwässerung, Sümpfung genannt, wurde für den vor zwei Jahren begonnenen Abbau mit der Nummer II bisher im Kreis Neuss und Heinsberg vorgenommen. Doch nun rückt der Tagebau näher; RWE Power (ehemals Rheinbraun) will zum ersten Mal auch auf Mönchengladbacher Gebiet "sümpfen". Möglicherweise soll das sogar schon in diesem Jahr passieren, so die Stadt.

Als Standort für Sümpfungsbrunnen, die aus einer Tiefe von bis zu 200 Metern Wasser ziehen, wurden zunächst Flächen südlich der Hochstraße und östlich der Autobahn 61 zwischen Wanlo und Holz gewählt. Die Standorte sind längst genehmigt.

Die Brunnen waren Teil des Genehmigungsverfahrens. Die Stadt hat allerdings in Stellungnahmen gegenüber der Bergverwaltung des Landes "das Vorrücken der Sümpfungsbrunnen auf Mönchengladbacher Gebiet im Grundsatz keinesfalls begrüßt".

Diese Haltung bleibe "unverändert", betonte die Stadt jetzt im Zusammenhang mit den ersten Vorbereitungsarbeiten für den Brunnenbau. Die Vorgaben seien "bedauerlicherweise" aufgrund landespolitischer und -planerischer Vorgaben "hinzunehmen". Aber die "schädlichen Auswirkung auf Umwelt, Wasserwirtschaft, Bebauung und Infrastruktur" seien bekannt.

Nach Ansicht der Experten des Fachbereichs Umweltschutz gibt es große Auswirkungen durch die Grundwasserabsenkung, vor allem für die Wasserversorgung, Seen, Teiche, Flüsse und Feuchtgebiete.

Zu diesem Ergebnis kamen die Fachleute im "Braunkohlenbericht", den sie im Vorjahr vorlegten. Auch Schäden an Gebäuden und Infrastruktur wie Straßen, Kanälen und Versorgungsleitungen sowie Luftverschmutzung durch den Abbau seien eine Konsequenz.

Der Bericht zeige aber auch, dass es sich gelohnt habe, beharrlich und politisch unterstützt zu fordern, dass die Auswirkungen des Tagebaus für die Stadt so gering wie möglich seien. So etwa sei vereinbart worden, dass das gepumpte Wasser zurückgeführt werde.

Rückgeführt werden soll jetzt auch das Wasser, das durch die Brunnen an die Gladbacher Gebiet an die Oberfläche kommt. Es wird ein Wegenetz für den Grundwassertransport entstehen.

An anderer Stelle wird dieses Nass, nachdem es ein Wasserwerk durchlaufen hat, wieder durch Versickerung in den Boden gebracht. Das soll dafür sorgen, dass bis hinauf zu Schwalm und Nette das Wasser nicht versiegt.

Beim Versorger NVV geht man nicht davon aus, dass es durch das Sümpfen Probleme gibt. Bisher habe es durch Garzweiler keine abfallenden Wasserstände gegeben. Trotzdem will man die Lage mit Messungen überprüfen.

Was ein Absenken des Grundwassers durch den Tagebau für Konsequenzen haben kann, zeigt sich in Wickrath. Das dortige von den Kreiswerken Grevenbroich betriebene Wasserwerk musste für 3,5 Millionen Euro aufgerüstet werden. Weil aus den Flachbrunnen, die bislang das Wasser aus ungefähr 20 Meter Tiefe holten, nicht mehr genug sprudelte, bohrt man jetzt 100 Meter tief. Das dort gewonnene Wasser enthält aber Eisen und Mangan, das herausgefiltert werden muss.