Genossenschaft serviert leckeres Menü für Schüler
Eine gute warme Mahlzeit — für immer mehr Kinder gar nicht selbstverständlich.
Mönchengladbach. „Die Schüler sind satt und zufrieden. Das spiegelt sich in ihren Augen. Grund genug, etwas für sie auf die Beine zu stellen“, sagt Erika Lufen. Seit April steht die Oecotrophologin mit Schülern und einer Hauswirtschaftslehrerin in der Küche der Anne-Frank-Schule (Myllendonker Straße 113) und bereitet viermal in der Woche ein Mittagessen vor.
Bei der Ernährungswissenschaftlerin kommen ausschließlich Zutaten auf den Tisch, die frisch sind, aus der Region stammen und jahreszeitlich passen. Für die meisten Förderschüler eine ganz neue Erfahrung: „Viele kennen überhaupt kein Obst und kein Gemüse“, sagt Schulleiterin Barbara Junker. Sogar mancher Erstklässler sitzt schon ohne Frühstück in der Schule und hat dafür Essensgeld in der Tasche.
Statt davon Pizza, Pommes oder Döner zu kaufen, können sich die Schüler zwischen sechs und 17 Jahren jetzt für ausgewogenes und gesundes Mittagessen entscheiden, das außerdem kostengünstiger ist.
Das Angebot funktioniert nach dem Konzept des „Social Business“ und ist ein Ergebnis des Besuchs von Muhammad Yunus in Gladbach. Der Friedensnobelpreisträger gab den Anstoß zur Gründung von sozialen Unternehmen nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe.
Die Volksbank Mönchengladbach und das Unternehmens Rhenus Lub griffen die Idee auf und machten mit einer Anschubfinanzierung von 37 500 Euro den Aufbau der Mittagsverpflegung an der Schule möglich. 7000 Euro kommen von Rhenus Lub. Statt in Weihnachtsgrüße zu investieren, die in der Schublade verschwinden, hat Inhaber Max Reiners das Geld in die Mittagsverpflegung gesteckt: „Ich fand es sinnvoller, Menschen etwas in die Hand zu geben, was von ihnen vervielfacht wird“.
Die Bank engagiert sich, „um die Situation der Schüler zu verbessern“, sagt Vorstand Heinz-Wilhelm Hermeling. Die Anschubfinanzierung ermöglicht die Arbeit der Oecotrophologin für die ersten beiden Jahren. „Das Projekt soll sich dann durch eigene Einnahmen selbst tragen“, sagt Hermeling.
Mittelfristig zielen die Geldgeber auf die Gründung einer Genossenschaft, für die Anteile erworben werden können. Unter dem Dach des genossenschaftlichen Unternehmens, das eigenverantwortlich arbeitet, sollen mehr Gladbacher Schulen gesunde Verpflegung anbieten. An der Anne-Frank-Schule sind Schüler mit dafür verantwortlich das Essen herzustellen, anzurichten und zu servieren. Durchschnittlich 30 Schüler und die Lehrer essen regelmäßig.
Natürlich gehören Nudeln zu den Lieblingsmenüs, aber auch so Ausgefallenes wie Lachssauce mit frischem Dill haben es nach einem halben Jahr nach ganz oben auf die Wunschliste geschafft: „Zuerst ist die Hemmschwelle groß“, sagt Erika Lufen. Irgendeiner sei immer mutig genug, eine neue Speise auszuprobieren. „Bald gibt es viele Nachahmer, die sich selbstgemachte Lasagne oder Suppe schmecken lassen.“