Mordfall Getötetes Baby Rabea in Mönchengladbach beigesetzt - Polizei sucht weiter nach den Eltern
Mönchengladbach · In Mönchengladbach ist das kleine Mädchen beigesetzt worden, das in einem Mülleimer gefunden wurde. Von den Eltern fehlt bisher jede Spur.
Ein Sturzregen von seltener Heftigkeit geht auf den Hauptfriedhof von Mönchengladbach nieder. Die parkartige Anlage mit ihren großen alten Bäumen wirkt leer gefegt. Der Seiteneingang der monumentalen Trauerhalle ist verschlossen, aber auf der anderen Seite sind die Türen geöffnet. Im Inneren sind einige Menschen damit beschäftigt, einen winzigen weißen Sarg mit einem rosafarbenen Blumengesteck herzurichten.
Es ist der Sarg des neugeborenen Mädchens, das vor einer guten Woche von einer Frau tot in einem öffentlichen Mülleimer gefunden worden war. Wie sich herausstellte, war es wenige Stunden nach der Geburt getötet worden. Die Ermittler der Mordkommission haben es Rabea genannt.
Zwei Blumengestecke liegen vor dem Sarg, eines davon in Herzform. Es stammt von der Nachbarschaft Volksgarten, in dessen Nähe das tote Baby entdeckt worden war. Vom Oberbürgermeister stammt die Nachricht: „Auch wenn Deine kleinen Füße die Erde nie berührten, so haben sie doch tiefe Spuren hinterlassen.“ Das Schicksal des Kindes hat viele Bürgerinnen und Bürger bewegt. Am Fundort ist ein Holzkreuz aufgestellt worden, Blumen, Kerzen und Stofftiere wurden abgelegt.
Auch neben dem Sarg sitzt jetzt ein Stofftier, ein Teddy in Polizeiuniform. In den Bänken nehmen nach und nach etwa 50 Menschen platz, mehr als bei manch anderer Bestattung. Darunter sind auch Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) und Polizeipräsident Mathis Wiesselmann. Kurz bevor die Trauerfeier beginnt, fällt Sonnenlicht herein. Es hat draußen aufgeklart.
Rabea bedeutet „Mädchen“ und „Frühling“. Das sei ein schönes Zeichen mitten in unendlichem Leid, sagt der evangelische Polizeipfarrer Dietrich Bredt-Dehnen. Denn mit diesem Namen bekomme Rabea eine besondere Würde. Wer einen Namen hat, ist ein Individuum. „Wir spüren, Rabeas kleines Leben darf nicht namenlos und anonym und einsam ein Ende finden.“ Der katholische Pfarrer Rolf Hannig sagt: „Rabea soll nicht allein sein.“
Die Melodie von „Tears in Heaven“ erklingt, der berühmte Song von Eric Clapton, entstanden kurz nach dem Unfalltod seines vierjährigen Sohns. Danach wird der kleine Sarg aus der Halle gefahren, die Anwesenden folgen. Es ist ein langer Trauerzug, der sich da über den Friedhof bewegt. Der Himmel ist jetzt blau. Die Vögel singen, die Osterglocken blühen. Aber in der Ferne läutet die Totenglocke.
In der Rotunde der Sternenkinder wird der kleine weiße Sarg in die Erde gelassen. „Wir denken einfach an Rabea und wünschen ihr Gutes“, sagt Pfarrer Hannig. Ein Korb mit Blütenblättern steht bereit. Viele Trauergäste treten vor das Grab und streuen Blätter hinein. Manche haben auch selber Blumen mitgebracht.
Eine Frau ist mit drei Kindern gekommen. Sie wohnen gegenüber der Fundstelle. Die Kinder seien sowieso mit der Tat konfrontiert, sagt die Mutter. Da sei es besser, bewusst Abschied zu nehmen. „Sie haben ein Kinderleben“, sagt sie und deutet auf die Drei. „Sie hatte keins.“