Gewalt wird weiblich — was ist zu tun?
Angebot zur Vorbeugung ist Teil der Bewährungs- Auflage für Mädchen.
Mönchengladbach. Mit einem speziellen Anti-Gewalt-Training nur für Mädchen und Frauen reagieren Justiz und Bewährungshilfe auf die Zunahme weiblicher Gewalttäter. „Mädchen prügeln sich doch nicht“: Die Zeiten, als das Entsetzen in Omas Stimme bei dieser Aussage reichte, um die Kontrahentinnen zu trennen, sind vorbei.
Mädchen prügeln sehr wohl. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wächst das Problem weiblicher Gewalttäter. Inzwischen werden 23 Prozent aller Gewalttaten von Mädchen und Frauen begangen, sagt die Polizei.
Grund genug, um gegenzusteuern. In Mönchengladbach wird in Zukunft auch für Frauen angeboten, was bei Männern schon länger erfolgreich eingesetzt wird: ein Anti-Gewalt-Training. Silke Birx ist Bewährungshelferin und Anti-Gewalt-Trainerin. Sie wird den ersten Kurs, Cool Girls genannt, leiten. „Wir werden Verhaltensweisen eintrainieren, die verhindern, dass Gewalt eskaliert“, erklärt Birx. „Wie beim sportlichen Training werden Automatismen eingeübt.“
In einem Rollenspiel mit der Praktikantin Sophie Schuhmacher führt sie vor, wie das geht: Nicht auf aggressive Anmache reagieren, das eigentliche Ziel im Auge behalten, zügig weitergehen oder lautstark Passanten um Hilfe bitten.
Das funktioniert bei der Demonstration. „Ich hatte dann keine Lust mehr, weiter zu machen“, sagt Sophie Schuhmacher nach dem Rollenspiel. „Sie bot mir keine Angriffsfläche.“
Das sind die Übungen, die die jungen Frauen zwischen 18 und 24 Jahren in dem Anti-Gewalt-Training durchführen. Aber es geht um mehr: Die Täterinnen werden auch mit ihrer Tat konfrontiert, sollen lernen, wie das Opfer sich gefühlt hat. „Das ist keine Kuschelpädagogik“, betont Silke Birx, „das ist konfrontative Pädagogik.“ Auch die Rolle der Frau in der Gesellschaft und die Selbst- und Fremdwahrnehmung werden in dem zehn bis zwölf Stunden umfassenden Training besprochen.
Was die Erfolgsaussichten eines solchen Trainings angehen, so darf man auch in Gladbach optimistisch sein. Die Erfolgsquote — das belegen Zahlen aus anderen Städten — liege bei 90 Prozent. Das heißt, neun von zehn Teilnehmerinnen werden nach dem Training nicht wieder gewalttätig.
Die Teilnahme am Anti-Aggressionstraining gehört im Allgemeinen zu den von den Jugendrichtern verfügten Bewährungsauflagen.