Gladbach baut Flieger für Pakistan
Rheinland Air Service rüstet am Standort in Gladbach Flugzeuge für das pakistanische Militär um.
Die Maschinen, mit denen Pakistan künftig sicherstellen will, dass sich nicht unerlaubterweise U-Boote dem Land nähern, sind Made in MG. Oder genauer gesagt: umgerüstet in MG. Denn Rheinland Air Service (RAS) baut Passagiermaschinen zu Seepatrouille-Flugzeugen um. Ende 2017 liefert das rasant wachsende Unternehmen mit Sitz am Gladbacher Flughafen die erste Maschine aus, ein Jahr später die zweite. Weitere Aufträge sollen folgen, aus Pakistan oder anderen Ländern. RAS-Geschäftsführer Johannes Graf von Schaesberg sagt: „Mit diesem Auftrag entwickelt sich unser Unternehmen noch einmal weiter. Das ist für uns ein neues Geschäftsmodell.“
Und ein spannendes. Denn die Flugzeuge sind zwar vor allem mit modernster Satellitentechnik ausgerüstet, um U-Boote aufzuspüren. Die sollen aber im Ernstfall auch in die Schranken verwiesen werden. Beide Flugzeuge haben eine Torpedo-Abwurfstation. Für diese ganz besonderen technischen Herausforderungen kooperieren die Gladbacher mit einem Unternehmen aus Braunschweig.
Dank dieses Auftrags wächst RAS, das erst 2014 eine zweite große Halle an der Flughafenstraße gebaut hat, weiter. Allein rund 25 neue hoch qualifizierte Mitarbeiter stellt Graf von Schaesberg für den Auftrag aus Pakistan ein. Außerdem will er eine weitere, dritte Halle von 1500 Quadratmetern Größe bauen. „Die würde uns helfen, diesen Auftrag mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen losgelöst von unserem restlichen Geschäft abzuwickeln“, so der Geschäftsführer. Denn auch das floriert. RAS wartet die Maschinen von Regional- und Geschäftsfliegern, verkauft unter anderem Honda-Jets und verwertet nicht mehr flugtaugliche Maschinen. Die Kunden sitzen nicht allein in Europa, sondern auch in vielen Teilen Asiens, Amerikas und Afrikas.
Während RAS noch auf grünes Licht aus Düsseldorf für den Bau der dritten Halle wartet, gibt es jede Menge Zustimmung aus Gladbach. Mehr und qualifizierte Arbeitsplätze passen zum Anspruch der Stadt, zu wachsen. Und der Flughafen hat außer den 2,4 Millionen Euro Verlust pro Jahr eben auch eine andere Seite der Medaille: Er entwickelt sich dynamisch. Das liegt außer an RAS auch an der Flugschule RWL, die Piloten für Passagiermaschinen ausbildet. „Das ist keine abgehängte Destination. Ganz im Gegenteil: Hier ist richtig Musik drin“, sagt Graf von Schaesberg.
Das sehen auch die Entscheidungsträger so. Es sei das Interesse der Stadt, den Flughafen so zu entwickeln, dass er zukunftsfähig ist, sagt Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Felix Heinrichs spricht angesichts der Entwicklung zum Beispiel von RAS und Event-Hangar von einer „sehr interessanten Mischung an dem Standort mit viel Potenzial“. Und der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Schlegelmilch findet, dass „Gladbach und NRW genau solche Erfolgsgeschichten wie diese braucht“. Insofern hat der jüngste Coup von RAS womöglich Signalwirkung auf die Entwicklung des Flughafens.
An die glaubt Graf von Schaesberg ohnehin. Die zweite Halle hat er so hoch bauen lassen, dass dort auch größere Flugzeuge wie beispielsweise eine Boeing 747 gewartet werden könnten. „Vorsichtshalber“, wie er sagt. Maschinen dieser Größe könnten auf dem Flughafen an der Niersbrücke erst landen, wenn die Start- und Landebahn eines Tages noch ausgebaut werden sollte.