Gladbach erhält seinen Flughafen zurück
Der Düsseldorfer Airport will seine Beteiligung an MGL von 70 auf 20 Prozent verringern und legt zu den Anteilen noch 18 Millionen Euro dazu.
Mönchengladbach soll seinen Flughafen (MGL) zurückbekommen — und zwar „geschenkt“ mit einem Millionen-Paket obendrauf. Das sieht eine Einigung zwischen den Anteilseignern NEW AG und Düsseldorfer Flughafen vor. Demnach überträgt der Airport der Landeshauptstadt den Großteil seiner Gesellschafteranteile und gibt noch gut 18 Millionen Euro hinzu. Heute wird darüber erstmals im Gladbacher Finanzausschuss diskutiert.
Die Beratungsvorlage allerdings ist noch nicht veröffentlicht. Darin wird dem Vernehmen nach aber dieser Deal stehen: Der Flughafen Düsseldorf reduziert seinen Anteil von derzeit 70 Prozent auf dann 20 Prozent. Er überweist nach Mönchengladbach 7,5 Millionen Euro. Diese Summe entspricht den kalkulierten Verlusten des Airports bis Ende 2020 und müsste laut gültigem Vertrag von Düsseldorf bezahlt werden, wenn die Landeshauptstadt ihre Anteile behielte. Oben drauf kommt eine Million Euro zusätzlich, und außerdem verzichtet Düsseldorf auf die Rückzahlung eines Gesellschafterkredits in Höhe von zehn Millionen Euro.
Somit wäre die Flughafengesellschaft schuldenfrei und weitgehend in Gladbacher Hand. Düsseldorf muss dann nur noch zustimmen, wenn Mönchengladbach Linien- und Charterflüge anbieten will. Außerdem hat sich der Airport DUS das Recht gesichert, dass sein Flugverkehr immer Priorität vor Gladbacher Fliegern hat. Die Einigung ist noch nicht fix, vorher müssen die Räte beider Städte zustimmen.
Und in Mönchengladbach wird jetzt diskutiert: Wohin mit den Flughafenanteilen? Und was damit tun? Denn Stand jetzt ist der Airport an der Niersbrücke ein Defizitbringer, den niemand gerne in seinen Büchern stehen hat. Womöglich auch deshalb will die NEW diese Anteile der städtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG überlassen — so der Plan. Die Entwicklungsgesellschaft gibt sich reserviert in dieser Frage.
Die NEW kündigte an, MGL zu einem wichtigen regionalen Standortfaktor entwickeln zu wollen: „Dies werden EWMG und NEW in den kommenden drei Jahren mit vereinten Kräften versuchen.“
Müssen sie auch: Danach muss nämlich die Stadt für die Verluste aufkommen. „Wir müssen das Defizit runterfahren. Das kann nicht durch Steuern aufgefangen werden“, sagte SPD-Politiker Felix Heinrichs. Jetzt habe man dafür auch die Handlungsfreiheit. CDU-Politiker Hans-Peter Schlegelmilch räumte ein: „Das ist nicht risikofrei. Aber der Zeitpunkt jetzt ist gut. Wir haben zwei bis drei Jahre Zeit, etwas aus dem Flughafen zu machen.“ Mönchengladbach müsste eventuell mit einem neuen Gesellschafter ein neues, tragfähiges Geschäftsmodell für MGL und die umliegenden Flächen entwickeln. Insgesamt arbeiten dort 550 Menschen mit Bezug zum Flughafen.
Die Düsseldorfer sind glücklich, den Gladbachern dieses „Geschenk“ zu machen. „Der Flughafen Mönchengladbach hat sich für Düsseldorf überlebt“, sagte CDU-Politiker Heinz Hardt, seit 1994 und bis vor wenigen Tagen Aufsichtsratsmitglied des Düsseldorfer Airports. Das sei wirtschaftlich sinnvoller, als weiter für das „Fass ohne Boden“ zu zahlen. Ein anderes Mitglied des Düsseldorfer Kontrollgremiums merkte an, dass die Gladbacher Landebahn wegen ihrer Ausrichtung nur bei bestimmten Wetterlagen zu nutzen sei.
Vor 20 Jahren habe man Mönchengladbach als Ausweichstandort gesehen, weil der Düsseldorfer Airport kapazitätsmäßig an seine Grenzen stieß. Zudem wollte man verhindern, dass Konkurrenz entsteht. „Damals war ich auch Befürworter der Beteiligung an Mönchengladbach“, sagte Hardt. Aber der technische Fortschritt habe die Beteiligung überflüssig gemacht. Große Flugzeuge bräuchten nicht mehr so lange Landebahnen. Auch Kapazitäten müssten nicht ausgelagert werden. „Für Düsseldorf ist der Anteil an Mönchengladbach unrentabel“, sagte Hardt.