Handwerk eröffnet Lehrzentrum
Am Samstag beim „Tag des Handwerks“ kann der 19-Millionen-Komplex besichtigt werden.
Mönchengladbach. Am Samstag gibt’s was auf die Finger. Und auf die Ohren. Augen, Gaumen und Nase werden auch gleich mit angesprochen. „Die Gladbacher sollen das Handwerk mit allen fünf Sinnen erleben können“, sagt Kreishandwerksmeister Frank Mund. Den Geruch frisch geschnittenen Holzes ebenso wie das Brummen von Motoren und den Genuss kulinarischer Köstlichkeiten.
Denn es gibt einiges zu feiern: Zum einen ist der 20. September bundesweit „Tag des Handwerks“, traditionell eine Art Leistungsschau der Branche. Und zum anderen eröffnet die Kreishandwerkerschaft ihren Neubau am „Platz des Handwerks“ an der Oststraße. Und der ist wahrlich ein Aushängeschild geworden.
Seit Juni wurde der 19-Millionen-Euro-Komplex, der aus vier Baukörpern besteht, sukzessive in Betrieb genommen. Welche Maßstäbe er setzt, führt Kreiha-Geschäftsführer Stefan Bresser nicht ohne Stolz auf: „Mit 13,1 Millionen Euro von Bund, Land und EU ist das seit Jahren eines der größten deutschen Fördervorhaben im Bereich Berufsausbildung — und das größte in NRW.“
Jede Lehrwerkstatt ist nun auf dem modernsten Stand der Technik, alleine auf die neue Ausstattung entfielen 3,3 Millionen Euro. Auch hierbei gibt es Superlative: Die Lehrwerkstatt der Kfz-Innung bietet die Voraussetzung, an Lastwagen zu schulen — das gibt es in Nordrhein-Westfalen sonst nur noch in Arnsberg.
Die Räume sind lichtdurchflutet und hell. Überall wird bereits gewerkelt: bei den Malern und Lackierern etwa, in der Tischlerwerkstatt, beim Friseurhandwerk. Dabei liegen die lärmintensiven Gewerke in Richtung der Bahnlinie. Die Dachterrasse ist eine grüne Augenweide geworden, eine Kantine hat man sich gegönnt, die optisch ansprechende Klinkerfassade schlug mit einer Million Euro zu Buche.
Nach intensivster Vorplanung wurde zwei Jahre lang gebaut, wobei unterschiedlichste Anforderungen berücksichtigt werden mussten. „Das fing schon beim Boden an“, erläutert Bresser: „Die Kfz-Werkstatt brauchte Schwerlastfliesen, die Tischlerwerkstatt direkt nebenan einen rutschfesten Estrich.“
Ein Großteil der Aufträge ging an hiesige Firmen. 140 Azubis werden künftig am „Platz des Handwerks“ täglich ein- und ausgehen, ab dem Wintersemester 2015/2016 auch im neuen trialen Studiengang der Hochschule Niederrhein. Mit den Geschäftsstellen von Signal Iduna und Kreishandwerkerschaft mit ihren Aus- und Weiterbildungseinrichtungen werden im Neubau somit um die 200 Menschen arbeiten.
Und worauf richtet die Kreishandwerkerschaft, nachdem ihr Mammutprojekt bis auf Restarbeiten fertig ist und ihre Ausbildung sich „State of the art“ nennen darf, ihr Augenmerk? „Wir werden noch mehr als bisher proaktiv Akquise betreiben, um junge Menschen für das Handwerk zu begeistern — um unsere schönen neuen Lehrwerkstätten auch auszulasten“, sagt Bresser. Denn man rechne mit einem Minus von ein bis zwei Prozent bei den Ausbildungsstellen.