Info-Tag für angehende Fachkräfte
Die Aktion „Check in Berufswelt“ soll Schülern der Klassen 9 bis 13 erste Kontakte für die Berufswahl ermöglichen.
Jürgen Steinmetz googelt mal eben „seltene Ausbildungsberufe“ — und findet oben in der Liste den „Steinmetz“. Damit hat der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein die Lacher auf seiner Seite. Es zeigt aber exemplarisch auf, worum es bei der Aktion „Check in Berufswelt“ geht: Jugendlichen einen Zugang zu ausbildungswilligen Firmen zu verschaffen und ihnen Berufsbilder näherzubringen. Speziell jene, die nicht so im Fokus stehen.
Denn: „60 Prozent der Jugendlichen konzentrieren sich traditionell auf die Top 10 der Ausbildungsberufe“, weiß Wolfgang Draeger, Geschäftsführer operativ der Arbeitsagentur Mönchengladbach/Rhein-Kreis Neuss. Denen droht ein Fachkräftemangel dann noch am wenigstens. Es gibt aber mehr als 350 weitere — darunter so abseitige wie den Schädlingsbekämpfer, aber auch äußerst zukunftsträchtige wie Fachinformatiker oder Berufe der Gesundheits- und Pflegebranche, die bisher nur wenig nachgefragt werden. „Für 27 Prozent der Unternehmen am Mittleren Niederrhein sind fehlende Fachkräfte bereits ein Entwicklungshemmnis. Vor fünf Jahren waren es nur 17 Prozent“, so Steinmetz.
All dem soll „Check in Berufswelt“ entgegenwirken, das bereits zum achten Mal stattfindet. 18 Initiatoren aus Gladbach, Krefeld, dem Rhein-Kreis Neuss und dem Kreis Viersen investieren pro Jahr mehr als 100 000 Euro in die für die Teilnehmer und Firmen kostenfreie Aktion. Angesprochen sind Schüler aller Schulformen aus den Stufen 9 bis 13. 2016 nahmen 4650 Jugendliche aus 31 Schulen sowie 230 Unternehmen mit 200 Ausbildungsberufen und Studiengängen teil. Dieses Jahr sollen es noch mehr werden. Idealerweise gelingt es den Jugendlichen dadurch, ihre Berufswünsche klarer zu definieren und einen Aha-Effekt zu erleben.
Zwei, die über „Check in Berufswelt“ den Weg in ihr heutiges Unternehmen gefunden haben, sind Laura Rußler und Sergio Olmo Jimenez. Die 20-Jährige begann nach ihrem Abitur im Sommer eine Ausbildung zur Automobilkauffrau beim Autohaus Tölke & Fischer in Krefeld, der 18-Jährige begann seine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker dort mit 16 und wird im Sommer sein zweites Lehrjahr abschließen. „Ich kann gerade Gymnasiasten nur empfehlen, an der Aktion teilzunehmen“, sagt Laura Rußler. „Man hat dort in der Regel nur wenige Möglichkeiten, sich beruflich zu orientieren. Viele wissen dann nicht, wohin mit sich, und studieren einfach das Übliche wie BWL.“ Auch das sei einer der Auslöser für den gegenwärtigen „Akademisierungswahn“, heißt es aus der Runde. Indes: „Auch ein Studium führt am Ende zu einem Beruf, und eine Ausbildung kann ein wunderbares Fundament für ein Studium sein“, sagt Susanne Feldges von der MGconnect-Stiftung der Wirtschaftsförderung.
In Gladbach ist die Aktion am 26. Juni, im Kreis Viersen am 27. Juni, in Krefeld am 28. Juni und im Rhein-Kreis am 29. Juni. Betriebe aller Größen sind eingeladen, sich bis zum 15. April über das Organisationsbüro oder über www.checkin-berufswelt.de anzumelden. Die 18 Initiatoren weisen Unternehmen darauf hin, dass die Aktion keine Massenveranstaltung ist. „Leben Sie damit, wenn nur wenige Jugendliche kommen“, sagt Susanne Feldges. „Aber das sind dann die, die auch wirklich interessiert sind.“