Kölscher Rocker outet sich als Borussia-Fan

Bei der Karnevalssitzung der Borussia legte „Charly“ Brand von „De Räuber“ ein Geständnis ab.

Foto: Kellermann

Masken sind im Karneval Trumpf. Doch bei der närrischen Prunksitzung der Borussen fiel nun eine. Karl-Heinz „Charly“ Brand, Boss der kölschen Band „De Räuber“, nutzte den Auftritt im Wickrather Kunstwerk zum Outing. „Ich bin ein absoluter Borussen-Fan, ich bin und war immer Borusse“, gestand er den rund 1300 Menschen im Saal. Sekunden des Staunens. „Ne echte Kölsche“ gesteht seine Liebe zu den Borussen? Wahrhaftig. Brand wiederholte es, und es war ein Geständnis voller Inbrunst.

Rainer Bonhof, der früher für Gladbach und den 1. FC Köln spielte und nun Vize-Präsident der Borussen ist, sprang flugs auf und hängte dem Bekennenden den Orden des Abends um den Hals. Brand frohlockte. Nebenbei: Mutig war Brands Ansage durchaus, denn in der Vergangenheit gab es schon ein paar böse Worte in Richtung der Kölner Karnevals-Bands, die auf der Borussen-Sitzung spielten. Aber auch die „Rabaue“, die zum Abschluss auftraten, waren bereit zum Schulterschluss: Frontman Alex Barth schwang die Gladbach-Fahne, zudem trugen er und seine Kollegen schwarz-weiß-grüne Schals.

Mit den „Rabaue“ endeten über vier Stunden Programm, das die 15. Sitzung der Borussen zu bieten hatte. Als „Die Seele brennt“ angestimmt wurde, schwelgte der Saal in Borussia-Gefühlen. Später wurden kölsche Lieder geschmettert — im Karneval fällt auch so manche Mauer in den Köpfen. So war es kein Problem für alle, den Song „Stadt met K“ mitzusingen, den „Kasalla“ auf die Bühne brachte.

„Kasalla“ sind sozusagen die Fohlen unter den Karnevals-Bands. Jung und wild — das passt zu den Borussen. Schließlich ist das Nachwuchs-Modell ja die DNA des Clubs. „Dat is moderner Karneval 2020“, befand Willi Keuser, der Anführer des wie üblich zu diesem Anlass in Borussen-Trikots gewandeten Elfer-Rates, nach dem Auftritt der erst vor fünf Jahren gegründeten Gruppe. Die Youngster waren eingerahmt von Haudegen der Szene: „Räuber“ und „Rabaue“, zudem Bernd Stelter, die „Klüngelköpp“, Martin Schopps, „Kölsch Hännes’chen“, „Cat Balou“ und Guido Cantz.

Letzterer schaut ja ein wenig aus wie Stefan Effenberg und kam im knallroten Anzug mit weißem Hemd. Das sind nun mal die Farben des Erzrivalen. Jenseits des Karnevals würde Cantz’ Kleiderwahl als heilloser Affront gewertet von Schwarz-Weiß-Grün. Doch wenn die Anarchie regiert, gelten eben andere Gesetze. Zum Beispiel, dass Männer in Strumpfhosen unterwegs sind, wie der Prinz des Karnevals, der in dieser Session Norbert (Bude) heißt. Jener war mit seiner Prinzessin Barbara (Gersmann) da. Sie intonierte einen der sechs gängigen Sessions-Songs „Wenn du nit danze kanns“. Und Prinz Norbert, vor vielen Jahren einmal Vorsitzender des städtischen Sportausschusses, gab bekannt, was er sich für den Rest der Saison erhofft. „Ich wünsche mir, dass Borussia in der Rückrunde noch viele Siege feiern wird.“