Islamisten: Wir kriegen die Schule

Gut 300 Teilnehmer auf dem Marktplatz. Sie diskutieren lebhaft und vor allem kontrovers. Die Veranstaltung verläuft friedlich, sagt die Polizei.

Mönchengladbach. Um 19.20 Uhr droht die bis dahin friedliche Demo auf dem Marktplatz zu eskalieren. Bibeltreue - einer hebt die Schrift immer wieder nach oben - dreschen verbal und laut auf eine islamistische Gruppe der "Einladung zum Paradies" (EZP) um ihren Oberprediger Muhamed Ciftci ein. Die Reaktion kommt prompt. Und sie nicht minder provokant wie lautstark.

Erst als Polizisten einschreiten, beruhigen sich scheinbar die Hitzköpfe.

Am Montag Abend in Eicken. Die Rheydterin Gabi Schmidt, die die Demo beantragt hat, sagt: "Wer sich für Demokratie einsetzt und die Gleichberechtigung von Mann und Frau für selbstverständlich hält, der kann mit den EZP-Islamisten nicht zusammenleben." Man müsse den negativen Einfluss von Ciftci und Vogel auf Kinder und Jugendliche verhindern.

Ciftci und Pierre Vogel gehören zu den Köpfen des EZP, der an der Eickener Straße 164 eine deutschland-weite Islamschule für junge Leute errichten will. Das NRW-Integrationsministerium stuft den EZP, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird, als extremistisch ein.

Politiker von SPD, CDU und Die Linke haben sich unter die gut 300 Teilnehmer gemischt. Reinhold Schiffers (SPD), Bezirksvorsteher Nord, muss sich von älteren Männern angiften lassen: "Warum sprechen sie mit den Islamisten und nicht mit Deutschen wie wir sie sind?" Schiffers bittet: "Nicht auf diesem Niveau, das bringt uns nicht weiter."

Eine Frau ist aus Neuss angereist - der "Wurstparade" wegen. Stephan Brunner sagt, er habe die Zettel mit teilweisem Fäkal-Vokabular auf den Brunnenrad geklebt. Und warum, soll das die Parade sein? "Weil das hier alles Sch.... ist, diese Veranstaltung ist eine Provokation gegenüber dem Islam", sagt Brunner.

Etwa 40 Polizisten sind im Einsatz, Personen vom Verfassungsschutz halten sich auffällig zurück. Die ersten Beamten kommen um 18.10 Uhr und setzen sich gleich zu Di Cesare ins Eiscafé.

SPD-Parteichef Hermann-Josef Krichel-Mäurer, selbst Polizist, hält sich mit Diskussionsbeiträgen zurück. Er sei gekommen, um zu hören und zu sehen. Anders Vertreter der antifaschistischen Jugend, die laut und mit Postern auf sich aufmerksam machen.

Viele Eickener sind gekommen, um Flagge zu zeigen. "Wir wollen die hier nicht", sagt eine junge Frau. Die EZP-Getreuen lehrten Gewalt. Grundsätzlich stehe sie aber auf der Seite von Religions- und Meinungsfreiheit.

Ciftci hat an die Parteien geschrieben und für "Toleranz" gegenüber dem Islam geworben. Er werde die Schule in Eicken errichten, sagt er.

Bei "Malzkorn" um die Ecke am Bröseweg trafen sich zahlreiche Eickener. Sie wollen eine Aktion gegen den EZP starten, sagen sie.