Jecken stürmen das Rheydter Rathaus
Die Gegenwehr von OB Norbert Bude hielt nicht lang. Die Jecken eroberten am Rosenmontag das Verwaltungsgebäude.
Mönchengladbach. „Ich muss euch enttäuschen, der Karnevalszug kommt heute nicht“, sagt Bernd Gothe, Vorsitzender des Mönchengladbacher Karnevals-Verbandes (MKV), und blickt in die bemalten Gesichter der versammelten Jecken. „Er hält sich nämlich an die neue Verkehrsführung“, fügt er schließlich hinzu und bringt damit selbst diejenigen zum Lachen, die die neue Verkehrsführung um den Rheydter Marktplatz in den vergangenen Wochen alles andere als lustig fanden.
Bevor jedoch vom Marktplatz aus das Rheydter Rathaus gestürmt und damit von den Karnevalisten übernommen werden kann, braucht der MKV-Vorsitzende noch Hilfe von den befreundeten Karnevalsgesellschaften und den Garderottis. „Wozu brauchen wir die Trompeten von Jericho, wenn man solche Stimmen hat, die das Rathaus zum Einsturz bringen können“, ruft Gothe.
Zum Einsturz bringen sie das Rathaus zwar dann nicht, aber für gute Laune bei den wartenden Jecken sorgen sie allemal. „Na dann wollen wir mal für Aufruhr sorgen in dieser Schlafklinik“, vereinnahmt Garderottis-Mitglied Ralf Winkels die Menge und fordert sie mit einem Wink in Richtung Rathaus auf, so laut wie möglich mitzusingen.
Und tatsächlich wirkt es: Kaum sind die Singenden verstummt, tritt Oberbürgermeister Norbert Bude auf den kleinen Balkon des Rathauses. „Wenn man solche Freunde hat, braucht man keine Feinde mehr“, sagt er und begrüßt die Karnevalsgesellschaften aus ganz Mönchengladbach mit einem herzlichen „Willkommen Verlierer!“.
Gothe spöttelt, dass Bude immerhin schon ein wenig gearbeitet habe. „Ganze drei Krümel Streusalz hat er für uns schon verteilt.“ Während das Publikum johlt, hat Bude dafür nur ein müdes Lächeln übrig. „Lieber Herr Goethe — ach, stopp, hier steht Gothe. Lieber würde ich putzen, als mit so einem Elefanten an einem Tisch zu sitzen“, sagt er.
Am Ende des wortgewaltigen Gefechts einigen sich die beiden Parteien friedlich. Während Gothe für einen halben Tag das Amt des OB übernimmt, will SPD-Mann Bude als „größtes Ampelmännchen“ elf Ampeln putzen. Als Bude sich jedoch auf den Weg nach unten begibt, nutzen die Karnevalisten diese Unachtsamkeit und greifen seine Garde an.
Der Kampf zwischen den Gelb-Blauen Funken, der Garde des OB, und den jecken Angreifern tobt auf beiden Treppen hin und her, bis Gothe auf die Idee kommt, die blauen und weißen Herz-Luftballons in den Himmel steigen zu lassen. Mit so viel Herz gelingt es den Karnevalisten, das Gebäude zu stürmen und es dem Geist des Karnevals zu unterwerfen.