JHQ: Erste Strafen wegen Korruption

Kriminalität: Bei den Ermittlungen gegen Beschäftigte der britischen Streitkräfte und Unternehmer gibt es erste Ergebnisse.

Mönchengladbach. Im Korruptionsskandal bei den britischen Streitkräften sind die ersten Beteiligten zu Haft- und Geldstrafen verurteilt worden. Eine Niederländerin, die im Einkauf des Joint Headquarter (JHQ) in Rheindahlen arbeitete, ein ehemaliger Bauleiter, dessen Arbeitsplatz auf dem Militärgelände in Elmpt lag, und ein Unternehmer aus Schwalmtal wurden der Bestechlichkeit beziehungsweise Bestechung für schuldig befunden.

Die Staatsanwaltschaft Wuppertal, die schwerpunktmäßig Korruptionsfälle verfolgt, verdächtigt noch über hundert Männer und Frauen, an dem kriminellen Netzwerk beteiligt gewesen zu sein. Auf der einen Seite geht es vor allem um zivile deutsche und britische Mitarbeiter der Instandhaltungsabteilung der Streitkräfte unter anderem in Rheindahlen, Elmpt, aber auch Herford und Paderborn. Auf der anderen Seite geht es um Unternehmer und Handwerker vor allem aus dem Baubereich. Vor fast zwei Jahren waren landesweit Standorte der Rheinarmee, Wohnungen und Firmen durchsucht worden.

Ein Jahr Haft auf Bewährung und eine Geldstrafe von sieben Monatsgehältern sahen Richter als angemessene Strafe für eine 57-Jährige aus Vlodrop. Sie hatte als Zivilangestellte im Einkauf des JHQ mit einem Lagerleiter zusammen gearbeitet und gegen Provisionen von zwei bis fünf Prozent Aufträge an bestimmte Unternehmen vergeben oder Kollegen überredet sie zu vergeben.

Die Staatsanwälte zählten 3347 Einzelfälle, die auf das Konto der Frau gingen. Die Niederländerin erwirtschaftete so rund 19 395 Euro. Als die Polizei ihre Wohnung im April 2009 durchsuchte, übergab die Frau eine Dose mit dem kompletten Betrag. „So etwas habe ich in all den Jahren meiner Arbeit nicht erlebt. Die Frau hatte ein sehr großes Unrechtsbewusstsein“, sagt der zuständige Staatsanwalt Wolf-Tilman Baumert. Die 57-Jährige hatte keinen Cent ausgegeben.

Wie sie wurde per Strafbefehl auch ein Erkelenzer (53) zu einem Jahr auf Bewährung wegen „gewerbsmäßiger Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr“ verurteilt. Er hatte auf Kosten von Firmen Luxus-Reisen in die Schweiz und Ski-Urlaube gemacht, inklusive tausender Euro Taschengeld. In sein Haus hatte er sich Laminat im Wert von 1500 Euro legen lassen. Aus seinem Vermögen muss der Verurteilte 10 600 Euro an den Staat zahlen.

Der Betreiber (51) eines Fachhandels für Werkzeug und Werkzeugmaschinen in Niederkrüchten muss wegen Bestechung in 47 Fällen als Strafe drei Monatsgehälter zahlen. Er hatte bis zu 15 Prozent Provision bezahlt, wenn er Aufträge erhielt.

Staatsanwalt Baumert geht davon aus, dass bei den weiteren Verdächtigen „einige deutlich höhere Strafen zu erwarten sind“. Die 15-köpfige Ermittlungskommission bemüht sich nach seinen Angaben, alle Fälle in den nächsten Monaten abzuschließen. Das sei trotz der hohen Zahl weiterer Verdächtiger möglich, da jeder weitere geklärte Fall andere Fälle leichter durchschaubar mache.