Jugend stellt kritische Fragen
Der Vorbeter der Moschee an der Neusser Straße hatte den SPD-Politiker Felix Heinrichs eingeladen.
Mönchengladbach. Nicht Fußball spielen, Grillen oder Ausflüge, sondern ein alternatives Ferienprogramm gab es am Mittwoch für 14 türkische Jungen im Alter von sieben bis 16 Jahren in der Moschee an der Neusser Straße. Zu Besuch war der SPD-Nachwuchspolitiker Felix Heinrichs, den Hodscha (Vorbeter) Adnan Özden zu der Talkrunde eingeladen hatte.
Den Kindern und Jugendlichen musste der junge Genosse zum Beispiel kritische Fragen zum in Deutschland verhängten Beschneidungsverbot beantworten, wollte sich aber nicht festlegen. „Es ist unheimlich schwierig, das abzuwägen. Ich befinde mich noch in einem Denkprozess, tendiere aber dazu, sie in einem genau festgelegten Rahmen zu erlauben“, sagt er.
Für Özden ist hingegen klar, dass Muslime nicht auf die Beschneidung verzichten werden. Die Frage sei nur, ob diese in Deutschland wieder erlaubt werde oder ansonsten illegal zuhause oder im Ausland erfolge. Auch die meisten der Jugendlichen sind für die Beschneidung. „Es tat nicht weh, weil ich bei der Beschneidung betäubt wurde. Hinterher hatte ich nur ein bisschen Schmerzen“, sagt ein 14-Jähriger.
Die Jungs wollten auch wissen, warum Türken keine doppelte Staatsangehörigkeit annehmen dürfen. Heinrichs vertritt den Standpunkt der SPD, die eine Reform anstrebt. Auch Persönliches wollten die Jugendlichen von dem Gladbacher hören. Für Hobbys habe er nicht mehr viel Zeit, sagte er. Er gehe aber regelmäßig ins Fitnessstudio und treffe Freunde. „Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr SPD-Mitglied, und mir macht Politik viel Spaß.“
Einen Rat gab er den Schülern mit auf den Weg: „Egal, was ihr im Leben erreichen wollt, ihr müsst ehrgeizig sein, euch etwas zutrauen und dürft nicht warten, dass andere auf euch zugehen.“
Heinrichs möchte bei einer Vollversammlung im September von den Mönchengladbacher SPD-Mitgliedern als Kandidat für die Bundestagswahl nominiert werden. Deshalb ist er in den Ferien viel unterwegs. Vergangene Woche besuchte er ein türkisches Unternehmen, nächste Woche gibt es einen Stammtisch des SPD-Ortsvereins Nord, dessen Vorsitzender er seit drei Jahren ist, und nächsten Monat will er sich mit Arbeitslosen treffen.