Justizdrama: Nicos Mutter ist verzweifelt

Nach dem Selbstmord Nicos im Siegburger Gefängnis wird bekannt, dass die Mutter nicht informiert wurde.

Mönchengladbach. Drei Tage nach dem Selbstmord des Gladbachers Nico Z. in der JVA Siegburg (die WZ berichtete), erhebt Nicos Mutter, Ursula Z., Vorwürfe gegen die Leitung der Justizvollzugsanstalt.

Ihr Sohn wurde am Mittwochmorgen gegen sechs Uhr erhängt in der Einzelzelle 465 gefunden. Als seine Mutter um 9.30 Uhr vor dem Gefängnistor stand, um ihren Sohn zu besuchen, ahnte sie nicht, dass sie Nico nie mehr lebend sehen würde. Niemand hatte sie über die Tragödie informiert, die sich in der Nacht in der Zelle abspielte.

"Nachdem sie sich beim Pförtner der JVA anmeldete, wurde Nicos Mutter in einen Nebenraum geführt - und stand dort einem Psychologen gegenüber", berichtet Nicos Anwalt Michael Rost im Gespräch mit der WZ.

Erst jetzt ahnt die Mutter, was Sekunden später Gewissheit wird. "Ihr Sohn hat sich das Leben genommen", erfährt die heute völlig zurückgezogen lebende Frau vom Psychologen der Jugendstrafanstalt. Dann kommt auch NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) hinzu und spricht Ursula Z. ihr Beileid aus.

Rost reagiert verwundert: "Wenn sich das so ereignet hat, wie ich es berichtet bekommen habe, ist das etwas, worüber ich Aufklärung verlangen werde. Da stimmt dann etwas nicht", so der Strafverteidiger.

"Es ist richtig, dass man die Ministerin sofort informiert, aber es kann nicht sein, dass die Mutter nicht angerufen wird und man sie völlig ahnungslos zur JVA fahren lässt", sagt Rost. Er findet es zudem "höchst merkwürdig", dass er nicht ebenfalls informiert wurde.

"Jeder wusste, dass mein Mandat mit dem Urteil gegen Herrn Z. nicht geendet hat", so Rost. Schon die Verlegung von Heinsberg nach Siegburg vor Ostern sei ihm unerklärlich. "Ich werde an die Ministerin schreiben und Aufklärung zu einigen Dingen verlangen", sagt Rost. Nico, der ehemalige Schüler des Huma-Gymnasiums, hatte für seine Mutter einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er viel Schuld auf sich lud.

Im November 2006 hatte Nico seine Ex-Freundin und Klassenkameradin Vanessa (17) mit 34 Messerstichen getötet, weil sie sich von ihm getrennt hatte. Anschließend hatte er versucht, sich auf einem Feldweg das Leben zu nehmen. Eine Not-OP rette ihm das Leben.

Im Huma reagierte Schulleiter Heinz-Theo Jacobs betroffen über den Selbstmord. "Ich kann mir vorstellen, dass es Nico sehr schwer gefallen ist, mit der Tat umzugehen."