JVA wird in Kürze reaktiviert
In Gladbach werden bald wieder Häftlinge aufgenommen. Grund ist die Einsturzgefahr der JVA Münster.
Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, als der letzte Häftling nach der beschlossenen Schließung des Mönchengladbacher Gefängnisses zur JVA nach Willich verlegt wurde. Jetzt soll es wieder voll werden im Knast an der Scharnhorststraße hinter dem Landgericht. In zwei bis drei Wochen werden Häftlinge aus der einsturzgefährdeten Justizvollzugsanstalt (JVA) Münster die Gladbacher Zellen belegen — und zwar alle. 123 Plätze werden bezogen, bestätigte gestern Detlef Fiege, Sprecher des NRW-Justizministeriums in Düsseldorf.
Vor einem knappen Vierteljahr wurde bekannt, dass das Mönchengladbacher Gefängnis wieder aktiviert werden soll. Wenige Monate nach Schließung der JVA hinter dem Landgericht würden die Plätze gebraucht, um wegen Umbauarbeiten wegfallende Kapazitäten auszugleichen, hieß es aus dem Ministerium. Die Mönchengladbacher Haftanstalt wurde dafür in den „Stand-By-Modus“ gesetzt. Jetzt werden die Zellen schneller benötigt als gedacht. Denn die Nachricht, dass die JVA so baufällig ist, dass sie binnen 48 Stunden geräumt werden muss, hat angeblich alle Verantwortlichen überrascht.
Doch so schnell kann noch kein Strafgefangener in eine Gladbacher Haftzelle umziehen. „Es müssen noch Brandschutzarbeiten abgeschlossen werden“, sagte Detlef Fiege. Der Einzug sei wohl erst in zwei bis drei Wochen möglich. Bis dahin muss für die Strafgefangenen eine Zwischenlösung gefunden werden. Bei der Reaktivierung der JVA sollte auch zügig begonnen werden, neue Sicherheitstechnik wie Kameras einzubauen. Bleibt das Personalproblem: Mit der Schließung der Mönchengladbacher Zweigstelle waren viele Vollzugsbeamte mit anderen Aufgaben beim Land betraut worden. Unwahrscheinlich ist, dass sie so schnell wieder im Gefängnis eingesetzt werden können. Der Bund der Strafvollzugsbediensteten mutmaßt daher, dass die Beamten aus Münster in Gladbach ihren Dienst werden tun müssen.
Mehr als 500 Häftlinge mussten gestern aus Münster in andere Justizvollzugsanstalten verlegt werden. Bekannt ist, dass Krefeld (52) und Coesfeld (44) zunächst besonders viele aufnehmen. Hinzu kommen weitere Haftanstalten. Welche das genau sind, will das Justizministerium aus Sicherheitsgründen nicht verraten. Offenbar liegen in Mönchengladbach die meisten freien Kapazitäten. Doch die können nicht sofort genutzt werden. Nur ein kleiner Teil des Gefängnisses wird vom Gericht als Vorführzellen für angeklagte Untersuchungshäftlinge genutzt.
Sowohl das Gefängnis in Mönchengladbach als auch das in Krefeld waren Zweiganstalten der JVA Willich. Sie wurden geschlossen, weil es angeblich zu viele Haftplätze gab. So hatte auf jeden Fall Landesjustizminister Thomas Kutschaty (SPD) argumentiert. Dass viele Gefängnisse alt und marode sind und deshalb saniert werden müssen, wurde jetzt am Münsteraner Beispiel dramatisch deutlich.
Doch auch die Gefängnisse in Mönchengladbach, erbaut in den Jahren 1910 bis 1912, und Krefeld (1892 bis 1894) sind alt. Beide Hafthäuser stehen unter Denkmalschutz, beide waren Untersuchungshaftgefängnisse. Den Bedingungen des modernen Strafvollzuges entsprechen sie bei Weitem nicht mehr.