Kabelwerk hat einen neuen Besitzer
Die Mönchengladbacher Investoren planen einen Businesspark, der Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen anziehen und die Industriebrache beleben soll.
Das Monforts-Quartier dient als Vorbild für das, was künftig auch auf einem 85 000 Quadratmeter großen Teilgelände des ehemaligen Rheydter Kabelwerks geschehen soll: ein quirliger, zentral gelegener Businesspark, der Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen anzieht und eine Industriebrache belebt. Schon länger standen die Flächen zum Verkauf, Anfang Juni haben sie nun den Eigentümer gewechselt. Verkäufer: die beiden Firmen Nexans und Alcatel-Lucent. Und der Käufer? Darum rankten sich zuletzt viele Spekulationen, auch bei umliegenden Firmen und bei der Wirtschaftsförderung — denn ein Verkauf einer innenstädtisch gelegenen Industriefläche von dieser Größe ist höchst ungewöhnlich.
Eigentümer ist die neu gegründete Kabelwerk Businesspark GmbH & Co. KG, Geschäftsführer ist Marco Beeck, der auch die Odenkirchener Bauunternehmung Lothar Beeck leitet. Er hält 70 Prozent, seine Mitgesellschafter Heinz Philippen und und Henri Bonhomme jeweils 15 Prozent. „Für mich ist es das erste Projekt dieser Art“, sagt Marco Beeck. „Ich halte das Gebiet für sehr spannend. Als Bauunternehmer hat man da vielleicht mehr Ideen als ein institutioneller Investor oder eine Versicherung.“
Man wolle versuchen, kleines und mittleres Gewerbe in der Stadt zu halten oder in die Stadt zu holen: „Und dadurch natürlich auch etliche Arbeitsplätze schaffen.“ Doch auch andere Nutzungen sind geplant. Der Gebäudeteil „Kabelwerk“ etwa könnte als private und gewerbliche Lagerfläche („Self-Storage“) angeboten werden, auch Oldtimer sollen dort untergestellt werden, anderswo Wohnmobile. In den Bereichen „Ziehturm“ und „Faserwerk“ bestehen Überlegungen zur Nutzung als Laborgebäude. Und eine Halle nutzen Philippen und Bonhomme als Lager für ihren Kabelmaschinenhandel — Philippen lernte einst im Kabelwerk und arbeitete lange Zeit dort. Seine Baufirma will Beeck hingegen nicht dorthin verlagern: „Die bleibt schön an der Oppelner Straße.“
Die Nutzfläche, verteilt auf sieben Gebäudekomplexe, beträgt knapp 35.000 Quadratmeter. „Alle Gebäude verfügen über moderne Brandmeldeanlagen und befinden sich in gutem bis sehr gutem Zustand“, sagt Beeck. Anpassungen würden entsprechend der Mieterbedürfnisse vorgenommen. „Langfristig ist natürlich auch eine städtebauliche Integration als Prozess denkbar, möglicherweise für Wohnen — die Überlegungen hierzu stehen aber noch ganz am Anfang.“ Unstrittig ist, dass der Gesamtbereich in absehbarer Zeit städtebaulich interessant werden dürfte: Rechts neben dem Kabelwerk gibt es noch eine ungenutzte Grünfläche, der Geneickener Bahnhof steht zum Verkauf — und ebenfalls in unmittelbarer Nähe hat Dornieden ein großes Wohnungsprojekt angestoßen.
Die sieben Gebäudekomplexe — neben Kabelwerk (das längliche, weiße Gebäude zur Otto-Saffran-Straße, auf dem „AFL“ steht), Faserwerk und Ziehturm sind das Kesselhaus, Rheycomm, Metallurgie (zur Schlossstraße) und Schreinerei — stehen seit Jahren weitgehend leer: Die Firma AFL Telecommunications, die metallische Kabel mit integrierten Glasfasern herstellt, verbleibt als Mieter in einem kleinen Teilbereich. Die Produktionshallen von Nexans sind hingegen nicht in dem verkauften Teilgelände enthalten, sie grenzen daran an.
Vermittelt hat die Flächen das Maklerunternehmen Engel & Völkers Commercial — für es ist es das größte jemals in Gladbach verkaufte gewerbliche Objekt. „Und deutschlandweit sind wir damit dieses Jahr unter den Top 5“, sagt Büroleiter Daniel Klömpges. „Wir hatten zunächst den Auftrag von Nexans, mit denen wir bereits andernorts gute Erfahrungen gemacht hatten, über eine 22 571-Quadratmeter-Fläche.“ Das Teilgrundstück von Alcatel-Lucent über 62 066 Quadratmeter habe man dann dazu akquiriert. Die Vermarktung habe neun Monate gedauert, am Ende habe es dann sogar zwei Interessenten gegeben.
Alle Infos, inklusive eines Videos mit einem Rundflug übers Gelände, unter:
kabelwerk-businesspark.de