Kälte: Streetworker haben Gladbachs Obdachlose im Blick
Streetworker sehen nach dem Rechten und verteilen heißen Tee. Die Notunterkünfte sind wenig ausgelastet.
Mönchengladbach. Eisiger Wind und Minusgrade sind nicht nur unangenehm. Für Menschen ohne festen Wohnsitz stellt die klirrende Kälte eine große Gefahr dar. Wer unter freiem Himmel schläft, läuft Gefahr, am Kältetod zu sterben. Aber auch wer tagsüber viel draußen ist, geht das Risiko von Erfrierungen — vor allem an Füßen und Händen.
In Mönchengladbach betreibt die Stadt zwei Notunterkünfte für die Nacht: eine für Männer an der Erzberger Straße und eine für Frauen am Luisental. Ausgelastet seien die Unterkünfte trotz Kälte aber keinesfalls, sagt Brigitte Bloschak, Bereichsleiterin der Zentralen Beratungsstelle der Diakonie. „In der Nacht zu Freitag haben gerade mal drei Männer dort übernachtet.“
Diese Hilfe nähmen die meisten nur in Anspruch, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, erklärt die Diplom-Sozialarbeiterin. Viele kämen vorübergehend bei Freunden oder Bekannten unter. Erst kürzlich hätte sich ein Mann, der schon Erfrierungen an den Füßen hatte, beharrlich geweigert, in eine Notunterkunft zu gehen, weil er seinen Hund nicht alleine lassen oder abgeben wollte. „Wir müssen uns jeden Fall individuell ansehen und eine Lösung finden.“ Für den Mann und seinen Hund war schnell ein eigenes Zimmer gefunden.
Permanent sind Streetworker in der Mönchengladbacher Innenstadt und in Rheydt unterwegs. „Das sind gemischte Teams aus Mitarbeitern der Drogenberatung, Sozialarbeitern und einer Krankenschwester“, so Bloschak. „In konkreten Fällen geht es natürlich auch in die Außenbezirke. Jedem Hinweis wird nachgegangen.“
Die Streetworker suchen gezielt bekannte Treffpunkte von Wohnungslosen auf, sehen nach dem Rechten und verteilen heißen Tee. „Das sind nicht immer Obdachlose, die sich dort treffen“, sagt sie. Auch beispielsweise Suchtkranke oder Arbeitslose seien dabei, die in der Gruppe Rückhalt finden — „oft leider auch Alkohol trinken“. Alkoholkonsum stelle eine große Gefahr dar, weil das Kälteempfinden abnimmt und die Lage falsch eingeschätzt wird.
Ihre Basis haben die Streetworker im Café Pflaster der Diakonie. Eines gibt es in Mönchengladbach Kapuziner Straße 44, und eines in Rheydt, Brucknerallee 37. Nach Mönchengladbach kämen im Schnitt 50 bis 90 und nach Rheydt etwa 50 bis 70 Obdachlose, so Bloschak. „Das variiert ganz stark.“
Dort bekommen die Gäste während der Öffnungszeiten Frühstück, einmal in der Woche ein warmes Mittagessen, Kleidung und medizinische Versorgung. Momentan gebe es neben den üblichen Hauterkrankungen vor allem Erkältungen zu behandeln.
Wie viele Obdachlose in Mönchengladbach leben, kann Bloschak nicht sagen. Jedenfalls kämen gut 500 Männer und zwischen 250 und 280 Frauen in die Zentralen Beratungsstellen der Diakonie (eine für Männer und eine für Frauen). „Das sind nicht alles Menschen ohne festen Wohnsitz.“
arunter seien zum Beispiel auch Menschen, die Rat suchen, wenn eine Räumungsklage droht oder wenn sie ihre Miete nicht mehr zahlen können. Dazu zählen auch kurzfristig Obdachlose, „etwa erwachsene Kinder, die ihre Eltern vor die Tür gesetzt haben oder Ex-Partner einer gescheiterten Beziehung, die nicht im Mietvertrag stehen. „Es kommen andersherum aber auch nicht alle, ohne Wohnsitz in die Beratung“.
Insgesamt sei in den letzten Jahren die Zahl der ratsuchenden 18 bis 25-Jährigen und auch der Frauen gestiegen.