Kampf der Musketiere und Ritter
Sie fechten in kleinen Theater-Szenen und suchen dabei ihre Meister.
Mönchengladbach. Zischende Degen, schwingende Klingen, viel „Uh“ und „Ah“ der Gegner bei tödlich anmutenden Kämpfen und doch sind am Ende alle am Leben — so präsentierte sich die dritte Internationale deutsche Meisterschaft im Szenischen Fechten in Mönchengladbach. Auch wenn der Mönchengladbacher Mike Roth als Vor-Ort-Vertreter der Akademie der Fechtkunst Deutschlands (ADFD) sich mehr Interesse gewünscht hätte, weiß er doch, dass diese Sportart relativ unbekannt ist. So wie es auch Oberbürgermeister Norbert Bude als Schirmherr der Veranstaltung in seiner Eröffnungsrede einräumte: „Ich wusste vorher nicht, was das ist.“
Die, die da waren, wissen es jetzt. Szenisches Fechten, das sind kleine Theaterstücke, nur drei bis sieben Minuten lang, in denen es nur scheinbar um Leben und Tod geht. „Szenisches Fechten ist Bestandteil des Schauspielstudiums“, sagt Yazmeen Baker, Studentin an der Alanus-Hochschule in Alfter bei Bonn.
Zum einen wird es in einigen Theaterstücken verlangt, wenn die Autoren ihre Zuschauer mit Action in den Bann ziehen wollten, bauten sie solche Szenen ein. So zum Beispiel William Shakespeare in „Hamlet“ oder „Romeo und Julia“. „Zum anderen schult es die Körperbeherrschung und das Reaktionsvermögen. Und Schauspieler ist nun einmal ein sehr körperlicher Beruf“, sagt sie.
Fechtszenen werden in der gesamten Länge choreographiert, jeder Schritt, jeder Hieb wird einstudiert. Schließlich müssen alle Beteiligten wissen, was als Nächstes kommt. Es darf keine Treffer geben, damit es keine realen Verletzungen gibt. Auf eine Schutzausrüstung wird verzichtet — undenkbar, dass die drei Musketiere so etwas auf der Bühne tragen —, aber nicht auf Schnelligkeit und Wucht. Schließlich sollen die Szenen spannend sein und realistisch aussehen.
Baker und ihre Mitstudenten haben es als Gruppe zur Deutschen Meisterschaft in der Kategorie „Mantel und Degen“ gebracht, die sich an das Zeitalter der Renaissance anlehnt. Entsprechende — stumpfe — Waffen und Kostüme werden gewählt. Außerdem gibt es noch die Kategorie „Antike und Mittelalter“ und „Fantasy“.
In dieser Kategorie sind die Deutschen Meister auch gleichzeitig internationale Meister. Es gab nur eine Teilnehmerriege, die „Gladiatores Regis“ aus Brandenburg, die auch in anderen Kategorien auftrat. Außerdem war aus Deutschland noch das Fechtstudio Leipzig am Start sowie jeweils eine Schule aus Österreich, Tschechien und Italien. Aus Russland kamen neun Fechtstudios. „Ich finde es peinlich, dass Teilnehmer aus Kasachstan hierherkommen, aber kaum Deutsche“, sagt Mitorganisator Mike Roth und gibt damit seiner Enttäuschung über die Resonanz in seinem Heimatland Ausdruck.
Die Russen dominierten die Internationale deutsche Meisterschaft. Immer wieder wehte bei der Siegerehrung ihre weiß-rot-blaue Flagge durch die KFH.