Künstlermagnet Mönchengladbach

Mit dem 20-jährigen Leon Löwentraut erhält die Stadt, in die es viele Künstler zieht, Zuwachs.

Foto: Andreas Bretz

Ob es das weltweit renommierte Museum auf dem Abteiberg ist und die Arbeit dessen langjähriger Leiterin Susanne Titz? Oder sind es Sammler wie die Familie Viehof, deren Sammlung wichtigste Namen der Gegenwartskunst vereint und aus der unter dem Titel „Polyphon“ derzeit Teile in der Langen Foundation in Neuss zu sehen sind? Jedenfalls scheint Mönchengladbach auf Künstler eine besondere Anziehungskraft auszuüben. Denn einige Hochkaräter der Kunstszene leben oder arbeiten inzwischen hier. In wenigen Monaten kommt ein junger Shootingstar hinzu.

Foto: Deck

Der 20-Jährige ist ein Phänomen: Bereits als Kind hat er mit dem Malen angefangen, als er 16 war, wurde der Kunstmarkt auf ihn aufmerksam. Inzwischen stellt er seine Werke auf der ganzen Welt aus. Ob in Basel, London oder Singapur — Löwentraut ist ein Liebling der Sammler. Entsprechend hoch sind die Preise, die für seine Arbeiten gezahlt werden.

Foto: Ilgner

Gerade wurde bei Edelmann Arts in New York eine Ausstellung von ihm eröffnet. „Explosive Painter“ wird Löwentraut auf der Seite der Galerie angekündigt. „Alle Bilder waren sofort ausverkauft“, sagt sein Vater Jörg Löwentraut, der den Sohn auch managt. Die ganze Familie — inklusive der Großeltern — wird in einigen Monaten von Meerbusch nach Mönchengladbach ziehen. Löwentraut hat ein Gehöft gekauft, das Makler Norbert Bienen vermittelt hat. Dort ist ein Atelier geplant und ein Mehrgenerationenhaus. „Es ist ein außergewöhnlicher Hof“, sagt Jörg Löwentraut. Das Gebäude sei auch der Grund für die Entscheidung gewesen, nach Gladbach zu ziehen. Dass die Familie unter einem Dach leben wird, sei Ausdruck dafür, „dass wir sehr, sehr eng zusammenstehen und jeder sich auf den anderen verlassen kann“.

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Einen bedeutenden Künstler hält es seit Jahren in der Stadt: Heinz Mack. Der Mann, der 1957 mit Otto Piene die Künstlergruppe ZERO gründete, zu der drei Jahre später Günther Uecker stieß, lebt und arbeitet seit 1976 auf dem Huppertzhof in Uedding. Das müsste er nicht. Einen Mann wie Mack könnte man sich auch in Berlin, New York, Paris oder London vorstellen. Aber er kam und blieb. Und etliche seiner Kunstwerke prägen die Stadt und Foyers großer öffentlicher Gebäude, wie den Hauptsitz der Stadtsparkasse, den Eingangsbereich der Santander Bank und dem Entree von Borussia. 2009 ehrte die Stadt ihren großen Künstler, indem sie ihm den Ehrenring verlieh.

In Böhmen geboren, in Rheydt aufgewachsen, jetzt ist der Maler und Bildhauer Markus Lüpertz (75) nach Rheydt zurückgekehrt. Genauer — nach Geneicken. In einem Haus an der Wilhelm-Strauß-Straße hat er sein neues Domizil gefunden. Das Haus in Hinterhoflage hatte der Rheydter Architekt Klaus Klothen für sich und seine Familie gebaut. Zuletzt wohnte er mit seiner Frau Gerda in dem außergewöhnlichen Bungalow. Beide sind vor einigen Jahren gestorben, Lüpertz, der mit der Familie gut bekannt war, übernahm die Immobilie. Die steht übrigens ganz in der Nähe der Kirche St. Franziskus, in der Lüpertz’ Totentanz-Fries hängt — 33 laufende Meter Kunst.

Seit mehr als 30 Jahren lebt und arbeitet der Bildhauer Thomas Virnich in der früheren Volksschule an der Hansastraße. Das Gelände wurde im Laufe der Zeit zum Gesamtkunstwerk. Der ehemalige Schulhof erinnert nicht mehr an seinen ursprünglichen Zweck. Unter dicken, alten Bäumen hat sich die Kunst von Thomas Virnich ausgebreitet. Dazwischen idyllische Sitzgruppen und allerlei Merkwürdiges. Wie das riesige rosa Kunststoff-Schwein, das, auf seinem gigantischen Gesäß sitzend, freundlich in die Runde lächelt. Thomas Virnich ist ein Sammler. In den beiden Schulgebäuden und auf dem großen Hof hat er Platz genug für alles, was er auf Flohmärkten oder wo auch immer findet.