Lebenstraum im Sizilien-Urlaub gefunden: Malermeister presst Olivenöl
Zwei Mönchengladbacher fanden in einem Sizilien-Urlaub zu ihrem Lebenstraum.
Mönchengladbach. Inzwischen geht es um ihren Lebenstraum. Obwohl die Idee aus der Not geboren wurde — im Jahr 2003, bei einem Urlaub in Sizilien, wo Sascha Chimeras Vater herstammt. „Damals ging es dem deutschen Handwerk nicht so gut“, sagt Chimeras Lebensgefährtin Anja Hennes rückblickend.
Der gebürtige Tönisvorster (37) hatte schon mit 25 Jahren den Meisterbrief des Maler- und Lackiererhandwerks in der Tasche und sich in Mönchengladbach selbstständig gemacht. „Damals fielen uns die vielen unbewirtschafteten Grundstücke und Olivenbäume auf, und wir dachten: Damit muss man doch etwas machen“, erzählt Hennes weiter. „Öl. Als zweites Standbein, als Sicherheit.“
Dann kam ihnen ein Zufall zu Hilfe. Sascha Chimera hatte im Winter einen Auftrag beim Geschäftsführer von Monforts. „Und die stellen Ölpressen her“, sagt Hennes. Man kam ins Gespräch, wurde handelseinig, und 2004 wagte sich das Paar an das erste Traubenkernöl.
Die Traubenkerne gewinnt das Mönchengladbacher Paar aus dem Trester, der bei der Weinherstellung in einer kleinen Familien-Winzerei übrigbleibt. Auf selbstgebauten Stellagen werden sie von Sonne und Luft getrocknet. „Man muss sie alle halbe Stunde wenden, damit sie nicht verbrennen“, berichtet Hennes. Nach zwei bis drei Tagen müssen sie hereingeholt werden, weil sich sonst unter weiterem Sonneneinfluss Alkohol bilden würde — und das Öl verdorben wäre.
Aus 25 bis 30 Kilo Traubenkernen gewinnt man einen Liter Öl. 70 bis 120 Liter gewinnen die beiden durchschnittlich pro Jahr. Kurze Zeit später fingen sie auch mit dem kalt gepresstem Olivenöl an, verarbeiten die Früchte von rund 2500 Bäumen, die auf vier Hektar Land stehen zu 1000 bis 1500 Litern jährlich.
Auch hier ist viel Handarbeit gefragt: „Wir sortieren von Hand Zweige, Blätter und matschige Früchte aus.“ Das Produkt wurde vor kurzem von der DLG, der Deutschen Gesellschaft für Landwirtschaft, nach eingehender Prüfung durch eine Expertenrunde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Von Ende Juli bis in den November hinein leben Anja Hennes und Sascha Chimera nun auf Sizilien und würden am liebsten das ganze Jahr dort leben und arbeiten. „Obwohl der Betrieb von Sascha wieder ganz hervorragend läuft“, sagt Hennes. Sie hat ihr sicheres Arbeitsverhältnis als Sekretärin aufgegeben und organisiert — von Sizilien aus übers Internet — den Betrieb, in dem sie unter anderem auch selbstproduzierten Granatapfelsaft und Brotaufstriche vertreibt, sowie Erzeugnisse anderer, sizilianischer Hersteller. „Wir leben auf dieser Insel und tragen gerne dazu bei, dass es auch anderen besser geht. Das ist eine sehr arme Region“, sagt Hennes.