Massen-Prügelei: Jugendliche randalieren in Rheindahlen

Etwa 50 Jugendliche provozierten nach dem Veedelszoch die Polizei — bis die Situation eskalierte.

Bis Samstag war die jecke Welt noch vollkommen in Ordnung. „Alles ist bis dahin reibungslos gelaufen“, sagt Bernd Gothe, Chef des Mönchengladbacher Karnevalsverbandes (MKV). „Das Wetter war durchgehend gut. Altweiber war so ruhig wie nie, die Menschen haben wunderbar gefeiert.“

Und dann das: In Rheindahlen prügelten sich nach dem Ende des Kinderkarnevalszuges 50 Jugendliche auf dem Marktplatz, sie provozierten die Polizei und urinierten an die Mauern der St.-Helena-Kirche. Die Fäuste flogen, ein Polizist wurde an der Stirn verletzt und musste behandelt werden. Ein 13-jähriges volltrunkenes Mädchen wurde vorläufig in einer pädagogischen Einrichtung untergebracht.

In Holt wurde die Veranstaltung im Zelt vorzeitig beendet. Nach dem Veedelszoch waren viele Karnevalisten zur Immelmannstraße geströmt, um da weiter zu feiern.

Arno Oellers, Bezirksvorsteher West

Es kam zu Pöbeleien unter alkoholisierten Narren, die Polizei musste mehrfach eingreifen. „An solch einem sonnigen Tag sind viele Menschen unterwegs, und es wird viel getrunken“, sagt Stefan Offermanns, Einsatzleiter an diesem Karnevalssamstag.

Nach dem frühzeitigen Ende der Veranstaltung hätten sich viel Feiernde noch weiterhin auf dem Platz vor dem Zelt aufgehalten. „Gegen 20.30 Uhr haben wir mit einer Polizeikette den Platz geräumt“, sagt Offermanns. „Betrunkene Menschen brauchen klare Ansagen, reden kann man nicht mit denen.“ Zwei Einsatzkräfte wurden verletzt, die Personalien der Randalierer festgestellt. „Holt, Rheindahlen und Giesenkirchen haben sich in den letzten Jahren an den jecken Tagen als polizeiliche Einsatzorte etabliert“, sagt Stefan Offermans. „Da sind halt zu Karneval eine Menge Menschen unterwegs.“ Bei dem tollen Wetter noch ein paar mehr als üblich.

Arno Oellers, als Bezirksvorsteher West auch zuständig für Rheindahlen und Holt, weilt derzeit in seinem Urlaubsdomizil auf Mallorca. Er reagierte gestern am Telefon entsetzt. „Das ist sehr schlimm, viele Jugendliche kennen offenbar ihre Grenzen nicht mehr“, sagt er. „Es wäre wesentlich besser, die jungen Menschen würden sich in Vereinen organisieren und sich im Karnevalszug engagieren.“

Stefan Offermanns, Einsatzleiter der Polizei

Und Pfarrer Harald Josephs reagiert verärgert: „Denken würde helfen.“ Allerdings sei es unglücklicherweise nichts Neues, dass Menschen im alkoholisierten Zustand an die Kirchenmauern urinieren. „Das kommt bei großen Veranstaltungen leider immer mal wieder vor.“

Bernd Gothe will nicht, dass auf die Vorfälle jetzt nur mit Klagen reagiert wird. „Wir müssen etwas unternehmen, wir sind schließlich in der Verantwortung“, sagt der MKV-Chef. Es gibt schon erste Überlegungen. Im nächsten Jahr will der Karnevalsverband eine Party eigens für junge Leute anbieten — ohne Alkohol. „So etwas könnte ich mir durchaus auf dem Rheydter Marktplatz vorstellen“, sagt Bernd Gothe. Eine bei der Jugend angesagte Band müsste dort auftreten. „Wir nehmen die Vorfälle in Rheindahlen sehr ernst“, sagt Gothe. Gegen das „Vorglühen“ wisse er allerdings auch kein Patentrezept.