Mit Rollator sicherer Bus fahren

Noch heute bieten Polizei und NEW Busfahrer-Schulungen an. Ältere und Menschen mit Handicap können mitmachen.

Mönchengladbach. Die Bewegungen von Busfahrer Thomas Grüters sind schwerfällig. Gewichte lasten auf seinem Oberkörper. Durch eine spezielle Brille sieht er verschwommen, mit den großen Kopfhörern ist sein Gehör zu 50 bis 70 Prozent eingeschränkt. Mit den dicken Handschuhen kann er nicht richtig greifen.

Der 46-Jährige trägt einen Alters-Simulationsanzug („Alternator“). Diesen haben Textilstudenten der Hochschule Niederrhein im Herbst 2011 entwickelt. Der Anzug simuliert Gebrechen älterer Menschen und wird bei Busfahrer-Schulungen von NEW und Polizei eingesetzt. „Die Busfahrer lernen so, wie ältere Menschen sich fühlen. Sie können sich dadurch besser in ältere Fahrgäste hinein versetzen“, sagt Polizeihauptkommissar Erwin Hanschmann.

Die Schulungen finden erstmals unter realen Bedingungen direkt an den Bussteigen und nicht auf dem Betriebshof statt. „Wir wollen an die Öffentlichkeit gehen, dahin, wo wir hingehören“, so Thomas Boß, NEW-Abteilungsleiter Fahrbetrieb. Seit es die Schulungen gibt, habe sich die Zahl verletzter Senioren in Bussen halbiert: von 14 (2010) auf sieben (2012).

Zurück zu Grüters: Der Fahrer bewegt sich langsam zum Bus. Er versucht, ein Ticket zu kaufen. Mit den Handschuhen fällt es ihm sichtlich schwer, die kleinen Münzen aus dem Portemonaie zu fischen. Im Bus ist das Drücken der Stopp-Knöpfe für ihn sehr beschwerlich.

Grüters setzt sich mühsam hin und wirkt erschöpft. Auch das Einsteigen in den Bus mit Rollator übt der Busfahrer. „Es ist eine Herausforderung, mit dem Anzug und dem Rollator in den Bus einzusteigen. Jetzt weiß ich, was Menschen mit Einschränkung täglich leisten“, so Grüters.

Auch Herta Laffin — sie ist 89 Jahre alt — übt das Einsteigen mit Gehhilfe. Die Seniorin ist schon einmal in einem Bus gefallen und fährt seitdem nicht mehr so gerne. Kommissar Hanschmann zeigt ihr, wie sie am besten mit dem Rollator in den Bus kommt — erst ohne, dann mit ausgeklappter Rampe.

Dann demonstriert er, wie sie den Rollator am besten im Bus positioniert. „Der Rollator muss in Fahrtrichtung stehen. Das ist sicherer“, so Hanschmann. Ansonsten könnte er umfallen. Wichtig sei auch, den blauen Knopf zu drücken, wenn man aussteigen möchte. Dann geht die Tür nicht automatisch zu.

Herta Laffin steigt am liebsten vorwärts aus dem Bus. So sieht sie alles. „Besser ist aber, rückwärts auszusteigen. Wenn man mit einem Rollator vorwärts aussteigt, besteht die Gefahr, nach vorne überzukippen“, meint Hanschmann.

Herta Laffin ist froh, dass sie zu der Schulung gekommen ist. Sie hat einiges mitgenommen. So will sie sich den Rollator zulegen, den Hanschmann ihr gezeigt hat. Dafür müsste sie zwar etwa 90 Euro zuzahlen, aber er ist mit sechs Kilo nur halb so schwer wie ihr jetziger. Damit könnte sie wesentlich leichter einsteigen. Und Busfahren möchte sie auch weiterhin, allein wegen der Fahrten in die Stadt oder zur Apotheke.

Auch Fahrer Grüters ist froh, dass er teilgenommen hat. Er ist aber auch erleichtert, als er den Anzug ausziehen kann.