Vorfall auf Reiterhof Bienenalarm auf dem Broicher Hof
Wickrathberg. · Ein Schwarm versperrte zwei Mädchen mit Insektenstichallergie den Ausgang.
Um 11 Uhr fing in der Reitschule Broicher Hof eigentlich alles normal an. Doch dann kam das große Summen. „An einem Baumast hingen tausende Bienen“, berichtet die Hofbesitzerin Claudia Ahrem. Das sei schon ziemlich unheimlich gewesen. Doch was dann folgen sollte, hatte noch niemand auf dem Reiterhof in Wickrathberg erlebt. „Plötzlich brach der Ast mit den Bienen ab. Die Königin versuchte sich dann in der Eingangstür zu unserer Sattelkammer zu retten“, berichtet Claudia Ahrem. Plötzlich sei alles schwarz gewesen vor lauter Tieren. „Das wirkte wirklich bedrohlich.“ Kein Wunder: Immerhin sollen es 20 000 Tiere gewesen sein, die plötzlich einfielen.
Das Bedrohlichste aber war: In der Kammer, deren Tür nun durch die Tiere versperrt war, befanden sich drei Mädchen (15 und 16 Jahre alt), von denen zwei an einer Bienenstichallergie leiden. Natürlich war die Aufregung groß. „In den Raum konnte man nicht mehr“, sagt die Reiterhofbesitzerin. „1,20 Meter vor der Tür und an der Wand war alles voller Bienen. Und die waren so laut, dass wir nicht mit den Mädchen in der Sattelkammer sprechen konnten. Wir haben dann versucht, die Mädels per Handy zu beruhigen“, sagt Claudia Ahrem. Zudem wurde die Feuerwehr alarmiert. Als die Leitstellenbesatzung hörte, dass drei Mädchen festsaßen, wovon zwei eine schwere Allergie haben, ließ sie sofort Einsatzkräfte ausrücken. „Die haben ein wenig gewartet, bis sich die Bienen beruhigt hatten, sind dann in die Kammer hinein, haben Pferdedecken über die Mädchen gelegt und sie so gerettet“, sagt Claudia Ahrem. Verletzt wurde niemand.
Die Bienen haben ein neues Zuhause bei einer Imkerin
Was für die „gefangenen“ Mädchen in der Sattelkammer ein Alptraum war, war für die anderen Reiter ziemlich aufregend. Einige waren sogar so cool, dass sie das Spektakel per Handy festhielten. Zwei alarmierte Imkerinnen, eine von ihnen auch unter einer Insektenstichallergie leidend, haben die Tiere schließlich eingefangen. „Das hat bis 22 Uhr gedauert“, sagt Claudia Ahrem. Und auch am folgenden Tag wurden noch einmal etwa rund 200 Tiere gerettet.
Dass Bienen in großen Massen ausschwärmen, sei ein ganz natürlicher Prozess, sagt Michael Thielen, Imker aus Bettrath. „Das ist der Fortpflanzungstrieb der Tiere. Wenn eine neue Königin geboren wird, schwärmen Kundschafter-Bienen aus und suchen sich einen hohlen Baum, in dem sie sich einnisten können“, berichtet der Experte. Dabei nehme die alte Königin einen Großteil der Arbeitsbienen mit. In einem gesunden Volk seien das oft 20 000 Tiere.
Aggressiv seien die ausschwärmenden Tiere in der Regel nicht. „Die Bienen haben sich vorher mit Honig vollgeschlagen. Mit so viel Reiseproviant im Körper sind die Tiere eher träger“, sagt Michael Thielen, der mit seinen Imkerkollegen in Bettrath preisgekrönten Honig erntet. Heute würden die meisten Imker versuchen, das Ausschwärmen der Bienen zu verhindern, so der Fachmann. Schuld ist die gefährliche Varroa-Milbe, die ganze Bienenvölker ausrotten kann. In freier Natur hätten die Bienen wegen dieses Insektenschädlings nur geringe Überlebenschancen, erklärt Michael Thielen.
Die Bienen vom Reiterhof in Wickrathberg haben ein neues geschütztes Zuhause bei einer Imkerin, sagt Claudia Ahrem. „Wenn der Besitzer des alten Volkes sich nicht um den Schwarm kümmert, darf die Imkerin ihn behalten“, erklärt Michael Thielen.