Not-OP nur wenige Tage nach der Geburt Seltene Blutgruppe kostet junge Mutter fast das Leben

Mönchengladbach. · Elf Tage nach der Geburt ihrer Tochter kam es bei Katharina Schaak zu einer dramatischen Situation.

Katharina Schaak mit Emily, die heute ein Jahr alt ist.

Foto: Angela Rietdorf

Als Katharina Schaak am 8. Juni 2018 ihr Töchterchen in den Armen hielt, war noch alles gut. Weil Emily per Kaiserschnitt zur Welt kam, wurden vorsichtshalber Blutkonserven vorgehalten, denn Katharina Schaak hat die seltene Blutgruppe Null Rhesusfaktor Negativ. Aber alles schien in Ordnung, Mutter und Kind konnten die Geburtsklinik bald verlassen. Nur ein großes Hämatom im Bauchbereich gab Katharina Schaak zu denken. Aber sie war froh, mit dem Baby wieder zu Hause zu sein bei ihrem Mann und Emilys älterem Bruder Mike. Doch dann geschah etwas, das fast zu einer Tragödie geführt hätte: Elf Tage nach der Entbindung setzten Blutungen ein. Schaak fuhr zurück ins Krankenhaus.

Erst blieben die Mediziner ruhig, doch als sich herausstellte, dass die Gebärmutter voller Blut war und die Blutung nicht gestoppt werden konnte, wurde es dramatisch. Eine nächtliche Notoperation wurde notwendig. Die Familie bangte vor dem Operationssaal. Katharina Schaak brauchte immer mehr Blutkonserven. Das Problem: Die Blutgruppe Null Rhesusfaktor Negativ kann universell für Transfusionen eingesetzt werden, weil sie von allen Menschen vertragen wird. Das heißt zum Beispiel, Unfallopfer, bei denen die Blutgruppe nicht getestet werden kann, bekommen Null-negatives Blut transferiert. Diejenigen aber, die diese begehrte und seltene Blutgruppe haben, vertragen kein Blut einer anderen Blutgruppe.

Für Schaaks seltene Blutgruppe fehlten die passenden Konserven

Und in dieser Nacht gab es einen Engpass. „Die Ärzte haben alles abtelefoniert, um noch Blutkonserven des Typs Null negativ aufzutreiben“, erzählt Katharina Schaak, deren Leben damals am seidenen Faden hing. Schließlich gelang es doch, die Blutung zu stoppen. Sechs Blutkonserven wurden bis dahin verbraucht. „Es hätte am Blut scheitern können“, sagt die junge Gladbacherin. „Mein Dank gilt den Ärzten, die um mich gekämpft haben ebenso wie den Blutspendern, die durch ihre Spende mein Leben gerettet haben.“ Rund 15 000 Blutspenden sind täglich in Deutschland für die lebenswichtige Blutversorgung notwendig. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) sichert mit etwa drei Millionen Vollblutspenden pro Jahr rund 70 Prozent der Versorgung der Kliniken in Deutschland. Auch für die Kliniken Maria Hilf hat das DRK den Versorgungsauftrag. 82 Blutkonzentrate der unterschiedlichen Blutgruppen werden hier ständig vorgehalten. „Wir werden dreimal täglich beliefert“, sagt Beate Zimmermann, die leitende medizinisch-technische Assistentin im Labor des Maria Hilf. Die Blutkonserven werden bei zwei bis sechs Grad gelagert, sie sind sechs Wochen haltbar. Aber es kann vorkommen, dass die Blutkonserven knapp werden. „Im Sommer merken wir schon, dass es einen Engpass gibt“, sagt Zimmermann. Es gibt Suchsysteme, mit denen dann bei anderen Anbietern wie den Johannitern nach den Blutkonserven gefahndet wird. Aber ob DRK oder Johanniter, alle sind auf Spender angewiesen. Die alljährlichen Aufrufe zum Blutspenden in der Urlaubszeit kommen also nicht von ungefähr. Blutspenden werden gerade im Sommer dringend benötigt.

Katharina Schaaks Familie ist durch die dramatischen Ereignisse rund um Emilys Geburt jedenfalls sensibilisiert. „Meine Schwester, die dieselbe Blutgruppe hat wie ich, spendet Blut, und mein Vater will jetzt einen Blutspendetag organisieren“, erzählt sie. Ihr Bruder Robert Burkhardt, der Bauten saniert, verspricht allen Kunden, die gerade Blut gespendet haben, Rabatt. „Schließlich haben Blutspenden das Leben meiner Schwester
gerettet.“