Hindenburgstraße in Mönchengladbach Einkaufspassage erhält neue Chance

Mönchengladbach · Eine Düsseldorfer Immobilienfirma hat das Gebäude an der Hindenburgstraße gekauft. Derzeit gibt es nur zwei gewerbliche Mieter.

Ein Gutachter macht zu hoch angesetzte Mieten mitverantwortlich für Leerstände wie an der Hindenburgstraße.

Foto: Andreas Gruhn

Die Schritte hallen von den beklebten Schaufenstern zurück. Wer hier entlang geht, tut das derzeit nur, um hindurchzugehen. Die Einkaufpassage Hindenburgstraße ist einer der größten Problemfälle in der oberen Innenstadt. Mit großzügigem Leerstand ist sie eine in weiten Teilen verwaiste Geschäftsimmobilie, die nun aber einen neuen Eigentümer hat. Wie die Kempe Immobilien GmbH mit Sitz in Düsseldorf mitteilte, hat das Unternehmen die Einkaufsgalerie im November bei einer Zwangsversteigerung für knapp 1,3 Millionen Euro übernommen.

Davor hatte sich der Komplex etwa dreieinhalb Jahre in einer Zwangsverwaltung befunden, was einer Geschäftsimmobilie im Allgemeinen nicht besonders zuträglich ist. Zuvor hatten sich die Gebäude mit der Adresse Hindenburgstraße 57 bis 61 im Besitz einer luxemburgischen Immobilienfirma befunden. „Es wird eine Herausforderung, diese Immobilie für neue Mieter aufzubereiten“, sagt der neue Eigentümer Klaus Kempe.

Insgesamt besteht der Komplex aus 15 Wohnungen, von denen zwei nicht belegt sind, und insgesamt neun Gewerbeeinheiten. Davon sind zwei belegt, nämlich die beiden direkt zur Hindenburgstraße gelegenen. Wer an ihnen vorbeigeht, hat es höchstens eilig, zum Parkhaus zu gelangen. Denn auch die angrenzende Marienhofpassage ist weitgehend leer.

Damit steht diese Einkaufspassage für ein Kernproblem, das Mönchengladbachs Einkaufsstraße jenseits der Kernlage des Minto und der Bismarckstraße hat: Leerstand bei gleichzeitig hohen Mieterwartungen vieler Immobilien-Eingentümer. In dem Gutachten, das den Wert der Einkaufspassage zur Versteigerung ermittelt hat, heißt es: „Die in den 1980er und 1990er Jahren aufgerufenen Hochpreismieten für Geschäftsräume in 1A- und 1B-Lagen im Geschäftskern von Mönchengladbach können heute bei weitem nicht mehr erzielt werden. Vermieter, die diese Entwicklung noch nicht erkannt haben und weiterhin an hohen Mieten festhalten, fördern mit dadurch bedingten Leerständen die negative Entwicklung.“

Es ist trotzdem eine Tendenz zum Positiven in der Stadt erkennbar

Für die Hindenburgstraße hat der Gutachter zudem festgestellt, dass städtebauliche Anziehungspunkte in den Peripheriebereichen fehlen, sodass sich „die Besucherfrequenz zu den Randbereichen hin stark verringert“. Immerhin seien Tendenzen zu künftigen Verbesserungen in Mönchengladbach erkennbar. Nicht nur der geplante Durchbruch zum Abteiberg, auch die Ideen mehrerer Planungsbüros zur Neugestaltung der Hindenburgstraße könnten viel bringen. Denn die Zeit der blühenden Geschäfte in Einkaufspassagen ist lange vorbei. Die Entwicklung habe sich durch die Eröffnung des Minto im Frühjahr 2015 verstärkt, seitdem fokussiere sich die Geschäftstätigkeit auf dessen direktes Umfeld, so der Gutachter. Er geht davon aus, dass – solange sich an der Hindenburgstraße nichts weiter tut – nur die direkt an der Straße gelegenen Mietflächen wirtschaftlich vermietbar sein werden.

Investor Kempe lässt sich davon aber nicht abschrecken. „Wir können das Rad nicht neu erfinden. Viele Einzelhändler sind jetzt im Minto, aber es gibt eben auch Betriebe, die die Mieten dort nicht bezahlen können“, sagt Kempe. Dienstleister etwa, aber auch andere Mieter wie ein Sportstudio und Arztpraxen kämen infrage für eine sinnvolle Nutzung.

Die Passage wurde eigentlich im Jahr 1955 erbaut, damals noch nicht als durchgehende Einkaufszeile. Erst Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre wurde der heute rückwärtige Gebäudeteil mit Gewerbeflächen gebaut und mit der Passage an die Hindenburgstraße angebunden. Seitdem gibt es auf drei Geschossen Gewerbeflächen mit rund 2000 Quadratmetern Fläche. Die Wohnungen haben eine Gesamtnutzfläche von rund 1000 Quadratmetern.