Prozessauftakt Frau in die Hölle der Zwangsprostitution gezwungen

Die Frau wollte in die Heimat nach Bulgarien und stieg gutgläubig ins Auto eines Landsmanns. Der soll sie mit Schlägen und Vergewaltigung zur Prostitution gezwungen haben. Vor Gericht bestreitet er das.

Der 34-jährige Angeklagte Kostadin A. G. sitzt am 01.02.2017 im Landgericht in Mönchengladbach.

Mönchengladbach. Sie sollen sich über Facebook kennengelernt haben - die damals in Paderborn lebende Frau und der 34 Jahre alte Mann aus Mönchengladbach. Laut Staatsanwaltschaft wollte die Frau aus Bulgarien wieder in die Heimat zurück. Und ihr Landsmann soll ihr angeboten haben, sie zu fahren. Es wurde zur Fahrt in die Hölle, wie aus der Anklage deutlich wurde, die die Staatsanwältin am Mittwoch beim Prozessauftakt am Landgericht in Mönchengladbach verlas.

Demnach hatte der 34-Jährige die Frau im September vergangenen Jahres mit dem Auto in Paderborn abgeholt und war mit ihr nach Mönchengladbach gefahren, angeblich um weitere Mitfahrer abzuholen. Unter dem Vorwand einen Kaffee zu trinken, nahm der Mann sie mit in eine Wohnung.

Laut Anklage begann dort das wochenlange Martyrium: Der 34-Jährige soll sie an der Wohnungstür an den Haaren zurückgerissen und vergewaltigt haben. Sie wehrte sich, er soll sie bewusstlos geschlagen haben. In ihrer ganzen Hilflosigkeit soll die Frau mit einer Klobürste auf ihren Peiniger losgegangen sein. Er fesselte sie laut Anklage auf einem Stuhl und ließ sie zwei Tage und zwei Nächte dort sitzen.

Es folgte die Einweisung als Prostituierte. Sie solle immer schön freundlich sein zu den Freiern - im Schnitt 17 am Tag. Nach der Schicht habe der Angeklagte sie abgeholt und Geschlechtsverkehr von ihr erzwungen. „Sie wagte es nicht mehr, sich körperlich zur Wehr zu setzen“, sagte die Staatsanwältin.

Einmal konnte die Frau in einem unbemerkten Augenblick mit ihrem Bruder sprechen, der sie zur Flucht ermutigte. Der erste Versuch scheiterte. Sie versuchte es noch einmal, konnte sich Geld beschaffen und fuhr mit dem Taxi nach Paderborn und später nach Dortmund. Ihre Großmutter hatte ihr ein Bus-Ticket beschafft. Am Busbahnhof in Dortmund bemerkte sie Männer aus dem Umfeld des 34-Jährigen. In ihrer Angst lief sie laut Anklage zur Polizeiwache.

Während eine Dolmetscherin die Anklage übersetzte, verzog sich der Mund des Angeklagten immer wieder zu einem Grinsen. Nach Angaben seines Anwalts bestreitet der 34-Jährige die Vorwürfe, er werde sich später äußern. Und: Er wolle dem mutmaßlichen Opfer Fragen stellen. „Er möchte wissen, warum sie ihm das angetan hat“, sagte der Verteidiger des Angeklagten.

Ob die Hauptzeugin in dem Verfahren überhaupt aussagen wird, wusste zum Prozessauftakt niemand. Sie hatte das Gericht kurzerhand darüber informiert, dass sie nicht zur Vernehmung nach Deutschland kommen wolle. Das Gericht will prüfen, ob die Frau in einer Videokonferenz aussagen will.

Der Vorsitzende Richter Ralf Gerads machte deutlich, wie schwierig das Verfahren ohne die Hauptzeugin wird. Andere Prostituierte, von der Frau als Zeugen benannt, seien nicht aufzutreiben. Das Gericht werde die Ermittlungen während des laufenden Verfahrens weiter vorantreiben, kündigte der Richter an.