Atelier Strichstärke Bunker bekommt Kunst aus der Dose

Pesch. · Graffiti-Künstler aus dem Hephata-Atelier gestalteten den Bunker an der Erzberger Straße.

Das Künstlerteam vor seinem farbenfrohen Werk.

Foto: Hephata

Im Weltkrieg war er Zufluchtsort in Bomben-Nächten, und auch die spätere Nutzung als Notunterkunft für obdachlose Männer war eine triste. Doch nun sieht das Gebäude an der Ecke Erzberger Straße/Lürriper Straße – landläufig als „der Bunker“ bekannt – wenigstens von außen etwas schöner aus. Knallbunte Graffiti zieren seine Fassade: Ein froschgrüner Löwe schaut Passanten von einer Tür an, ein Stück weiter grinst eine rote Giraffe derweil ein Krokodil eher grimmig dreinschaut. Hingezaubert haben den Zoo junge Künstler des Ateliers „Strichstärke“ der Evangelischen Stiftung Hephata. Die Stadttochter EWMG hat die Wände des städtischen Gebäudes für die Künstler freigegeben, damit die Ecke freundlicher aussieht, bis der Bunker einmal abgerissen wird.

Als Obdachlosen-Unterkunft wurde das Gebäude bis 2013 genutzt. Die Stadt hatte es von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gemietet. Dann richtete das Diakonische Werke für diesen Zweck eine neue Bleibe an der Jenaer Straße ein. Schon damals gab es erhebliche Schäden, Instandgehalten war der Bunker von der Bima schon eine Weile nicht mehr. Und auch durch den Leerstand ist er seitdem nicht schöner geworden. Darum soll er irgendwann verschwinden. „Mittelfristig wollen wir das Areal neu entwickeln“, sagt Stadtdirektor Gregor Bonin. Mit der Kunstaktion reagiere die Stadt „auf Wünsche aus der Bevölkerung, den Bereich kurzfristig aufzuwerten“. Dabei an Hephata zu denken, lag insofern nahe, als EWMG-Geschäftsführer Ulrich Schückhaus Mitglied des Kuratoriums der Hephata-Stiftung ist.

Bei den Graffiti haben zwei Profisprayer mitgeholfen

Auch schön bunt: die Giraffe.

Foto: Hephata

Für die Künstlertruppe des Strichstärke-Ateliers sei die Arbeit eine „erlebnisreiche Woche“ gewesen, sagt Yvonne Klaffke, die die Gruppe gemeinsam mit Barbara John betreute. „Alle waren begeistert dabei, und so unterschiedlich unsere Künstler und Künstlerinnen auch sind, so unterschiedlich schauen auch die gesprayten Tiere.“

Gegründet haben Klaffke und John das Ateliers 1997, seit 2011 ist es in einem Ladenlokal in der City-Passage an der Hauptstraße. Dort treffen sich die Künstler. Die kreative Arbeit sei „ein wichtiger Teil des sozialen Gefüges“ geworden, sagen die Diplom-Sozialpädagogin Yvonne Klaffke und Barbara John, die von Beruf Grafikerin, Heilerzieherin und Kunsttherapeutin ist. Viele der behinderten Künstler haben einen eigenen Stil gefunden. Entwürfe von Mitgliedern der Gruppe wurden bereits als Designvorlage für Verpackungen von Firmenjahresgaben umgesetzt.

Wenig schmuck: Die Bunkerfassade vorher.

Foto: Hephata

Ähnliche Graffiti wie die am Bunker gibt es nach Angaben der EWMG bereits in der Unterführung im Bunten Garten und auf Stromkästen im gesamten Stadtgebiet. Beim Bunker haben zwei Profispayer, Steffen Mumm und Philipp Kömen, mitgeholfen und „den letzten Feinschliff gegeben“, so Klaffke. Sie hoffen, dass hochwertig gestaltete Grafitti als Kunst respektiert und nicht durch sinnlose Schmierereien zerstört werden.