Stadt will gegensteuern Wohnungsmarkt hat Qualitätsproblem

Mönchengladbach. · Die Stadt habe nicht zu wenige Wohnungen, sondern zu alte und zu kleine. Zu diesem Urteil kommt ein Gutachten.

Wohnungen in Mönchengladbach (hier in Eicken) sind ein Streitthema in der Stadt.

Foto: Theo Titz/Titz, Theo (titz)

Die Stadt hat ein Wohnungsproblem. Allerdings bedeutet das nicht, dass es zu wenig Wohnraum gäbe. Zu dieser Erkenntnis kommt ein Gutachten von „empirica ag“, auf dessen Grundlage die Stadt derzeit noch immer ihren Wohnungsmarktbericht erarbeitet. Der gesamte Bericht wie auch das Gutachten in Gänze liegen noch nicht vor, dennoch wurden erste Daten und Erkenntnisse daraus am Dienstagabend im Planungs- und Bauausschuss vorgestellt. Und die Politiker beschlossen mit großer Mehrheit bei zwei Gegenstimmen der Grünen und einer Enthaltung einen „Handlungsrahmen Wohnen“ – im Grunde ein Kern für die künftige Wohnungsstrategie der Stadt.

Der Wohnungsmarkt in Mönchengladbach habe „kein Mengenproblem, sondern ein Qualitätsproblem: Die Bausubstanz ist relativ alt, die Wohnungen sind relativ klein und nur wenige Wohnungen sind hochwertig“, so das Ergebnis der Gutachter. Heißt: Das Wohnungsangebot passt eben nicht mehr auf die Nachfrage, und das hat Auswirkungen auf Mieten, Preise und das Angebot an gefördertem und damit mietpreisgebundenem Wohnraum.

Erik Jansen (Linke) und Georg Weber (Grüne) kritisierten, dass Daten in dem Bericht fehlten, um die Wohnungsmenge beurteilen zu können, und meldeten Beratungsbedarf an. Tatsächlich ist in dem Bericht von Szenarien die Rede, in denen keine Neubauten erforderlich seien, im anderen Extremfall jährlich aber bis zu 300 neue Wohnungen.

Thomas Fegers (SPD) lobte das Werk als „wesentliche Grundlage, um für diese Stadt die richtigen Entscheidungen zu treffen“. Annette Bonin (CDU) sagte, der Bericht gebe eine gute Idee davon „wo wir hinwollen“. 

Der Baudezernent sieht darin eine Chance für Ausbau im Bestand

Ein Kern des Handlungsrahmens ist, dass die städtischen Wohnungsbaugesellschaften Kreisbau AG und GWSG sich verstärkt um geförderten und damit mietpreisgebundenen Wohraum kümmern sollen. Dafür sollen sie mit städtischen Grundstücken gestärkt werden. Seit Jahren sinkt der Bestand an Sozialwohnungen, während gleichzeitig die vom Land zur Verfügung gestellten Fördermittel nur teilweise von privaten Investoren abgerufen werden. Fixe Quoten lehnt die Stadt ab, bedarfsgerechtes Bauen helfe mehr als das Gießkannenprinzip, heißt es zur Begründung. Trotzdem seien bei Großbauprojekten wie der Seestadt öffentliche Mittel ein wesentlicher Bestandteil der Planungen, wie es in dem Papier heißt: „So werden in der Seestadt 40 Prozent aller Wohneinheiten im preisregulierten Segment angeboten werden.“

„In Mönchengladbach gibt es keine Wohnungsnot, sondern einen vergleichsweise hohen Anteil an Bevölkerung mit beschränktem Einkommen“, sagte Baudezernent Gregor Bonin bei einer Konferenz mit Immobilienentwicklern am Dienstagmorgen in der Stadtsparkasse. Grundsätzlich setzt die Stadt außerdem auf Lückenschlüsse und Sanierungen im Bestand: „Die Hälfte der Wohnungen in der Stadt ist zwischen 1949 und 1978 gebaut worden“, heißt es in dem Bericht. „Diese Wohnungen sind überaltert. Wir haben also eine große Chance im Bestand für günstigen Wohnraum“, sagte Bonin.

Unbestritten ist, dass die Preise für Wohnraum in der Stadt angezogen haben. Demnach sind laut „empirica ag“ die Kaufpreise zwischen 2012 und 2017 für neugebaute Eigentumswohnungen um 29,6 Prozent gestiegen. Neubauten von Ein- und Zweifamilienhäusern wurden in diesem Zeitraum um 15,5 Prozent teurer, Ein- und Zweifamilienhäuser im Bestand um 22,6 Prozent.

Auch die Mieten haben angezogen: Der mittlere Preis bei Nettokaltmieten für Neubauwohnungen lag 2012 bei 7,70 Euro, 2017 bei 9,50 Euro, was einem Anstieg von 23,5 Prozent entspricht. Die Mieten im Bestand sind von 5,50 Euro auf 6,25 Euro gestiegen (plus 13,6 Prozent).