Großprojekt in Mönchengladbach Busbahnhof: Klein, aber oho
Mönchengladbach. · Ein Neubau auf kleinerer Fläche erfüllt alle Anforderungen des Nahverkehrsplans. Zu dem Ergebnis kommt ein noch unveröffentlichtes Betriebskonzept. Es bleibt sogar noch Platz für doppelt so viele Busse.
Ein neuer Busbahnhof am Europaplatz würde auf einer kleineren Fläche als heute gut funktionieren. Er würde sogar noch reichlich Potenzial für weitere Buslinien bieten. Zu diesem Urteil kommt das Planungsbüro Lindschulte, das für die NEW ein noch unveröffentlichtes Betriebskonzept und Verkehrssimulationen für einen neuen Busbahnhof erstellt hat. Das Konzept entspreche allen Anforderungen des Nahverkehrsplans, und dazu seien für die Zukunft Erweiterungen möglich, so die Gutachter. Die NEW geht in einem ergänzenden Papier davon aus, dass das Betriebskonzept „nachweislich funktioniert“.
Der bisherige, erst 20 Jahre alte Busbahnhof und das Haus Westland gegenüber dem Hauptbahnhof sollen abgerissen werden und Platz machen für das Projekt „19 Häuser“. Der Europaplatz wird dadurch zur Hälfte bebaut, und der neue Busbahnhof wird um etwa 22 Prozent kleiner (siehe Box). Der Autoverkehr wird ganz ausgeschlossen. Geht es nach dem nun vorliegenden Betriebskonzept, dann hat die kleinere Fläche aber keine Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des wichtigsten Drehpunkts des Busverkehrs in der Stadt – wenn man es denn richtig anstellt.
Der neue Busbahnhof soll 27 Bushaltestellen vor allem vor dem Hauptbahnhof bieten, von denen 15 unabhängig angefahren werden können. Und von allen Haltestellen sollen die Busse unabhängig voneinander abfahren können. 14 Haltestellen liegen zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem Neubaukomplex „19 Häuser“, die meisten davon an einer vollständig überdachten „Insel“. Sechs weitere Haltestellen sind an der Goebenstraße und der Sittardstraße eingeplant, sechs Haltestellen liegen an der Hindenburgstraße in Richtung Eicken, von denen aber fünf nur für Blockabfahrten gebraucht werden. Und eine Haltestelle direkt am Bahnhof ist für Schienenersatzverkehr und sonst für Taxis vorgesehen. Die maximale Auslastung in der Hauptverkehrszeit entspricht laut Gutachten 18 Bussen, die gleichzeitig den Busbahnhof benutzen können. Nach derzeitigem Fahrplan seien aber höchstens elf Busse gleichzeitig am Busbahnhof, sieben Haltestellen seien frei. Daraus ergibt sich eine Auslastung von etwa 61 Prozent. Pro Stunde nutzen derzeit 103 Busse den Busbahnhof, bei Beibehaltung des aktuellen Fahrplans sei aber eine Erweiterung auf 189 Busse pro Stunde möglich. Das entspricht einer Steigerung um 83,5 Prozent. Wenn die Taktung des Busvekehrs dazu noch angepasst würde, könnten sogar bis zu 216 Busse pro Stunde den Busbahnhof benutzen. Das wäre dann mehr als doppelt so viel Busverkehr wie bisher.
Möglich macht dies eine neue Aufteilung der Bushaltestellen nach Fahrzielen. So sollen dann etwa alle Linien, die Richtung Lürrip und Uedding fahren, an zwei Haltestellen halten. Auch die anderen Fahrziele, die vom Busbahnhof aus bedient werden, bekommen Haltestellen. Das soll es für die Fahrgäste verständlicher machen und die Leistungsfähigkeit erhöhen. Die Haltestellen seien in dem Konzept nun so belegt, dass es „zu keinen Konflikten hinsichtlich der barrierefreien Anfahrbarkeit der Haltestellen kommt“. Der Fahrplan soll hingegen nicht geändert werden, das würde zwar neue Taktungen erlauben, aber wird als sehr massiver Eingriff in den Busverkehr und damit auch als sehr kostspielig bewertet.
Ab Anfang August soll die Öffentlichkeit informiert werden
Dennoch kommen die Planer zu dem Schluss, dass auch der neue Busbahnhof noch erhebliches Potenzial für mehr öffentlichen Nahverkehr in Mönchengladbach bietet. Allerdings räumen sie auch ein, dass die Busse keine Pausen am Busbahnhof einlegen sollten. Die Haltezeit soll zwei Minuten betragen. Ein neues Kundencenter und Betriebsräume für die Fahrer sind jetzt im Vitus-Center im Gespräch. Das gehört der städtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG, die Räume müssten angemietet werden.
Für Dienstag ist ein erstes Gespräch zwischen der NEW und etwa dem Fahrgastverband Pro Bahn, dem ADFC, Inklusions- und Behindertenverbänden geplant, in dem diese Einwände und Anregungen einbringen sollen. Der neue Busbahnhof soll im Gegensatz zum jetzigen grundsätzlich barrierefrei sein. Die längste Umsteigebeziehung für mobilitätseingeschränkte Personen soll bei sieben Minuten liegen.
Ab Anfang August soll dann auch die Öffentlichkeit über das Konzept informiert werden. Dazu wird gerade ein Video produziert, das im Internet veröffentlicht werden soll. Ob es auch noch eine Veranstaltung geben wird, um Bürger zu beteiligen, ist ungewiss. Im August und September befassen sich auch noch die Politiker in der Bezriksvertretung und im Rat mit dem Betriebskonzept
Die Planungsaufträge für Verkehrsanlagen, Freianlagen, Gebäude, Fachplanung und technische Ausrüstung sind bereits erteilt worden. Dabei kommt unter anderem auch das Hamburger Büro KBNK zum Zug – das dürfte kein Zufall sein. Denn genau dieses Büro hat auch die „19 Häuser“ geplant. Erste Entwurfsplanungen sollen aber erst Ende September vorliegen. Der Anspruch allerdings ist bereits definiert: Der Busbahnhof soll nicht modisch, sondern zeitlos gestaltet sein und Eindruck beim Betrachten und Benutzen machen, so die Planer.