Salvatorianerinnen in Mönchengladbach Schwestern haben nicht nur Ostern zu tun
Neuwerk. · Die Ordensfrauen der Salvatoriannerinnen wollen sich nicht von der Welt abschotten. Das beschert einen vollen Terminkalender.
Über das Grün neben der Pforte dröhnt ein Rasenmäher. Kurz vor Ostern will auch eine Klosteranlage festbereit sein. „Sehr freundliche und hilfsbereite Ordensschwestern“, hat eine Gaby Beyer über die Neuwerker Salvatorianerinnen im Internet geschrieben. Woher sie das weiß, verrät ihr Kommentar bei Google Maps nicht. Aber es stimmt. Kaum hat eine Schwester die Pforte aufgetan, kommt Schwester Esther und begrüßt den Gast. „Ich habe noch mein Handy gesucht“, sagt die Oberin. Handy? Lektion eins: Im Kloster leben, muss nicht bedeuten, weltfremd zu sein.
Jedenfalls nicht für die Oberin und die Schwestern, mit denen sie das Klosterleben organisiert, und die Aufgaben in der Gemeinde und im Krankenhaus erfüllen. Vor Ostern ist es besonders viel. Schwester Uta etwa versorgt Patienten der Klinik mit Büchern. Kranke, die über Ostern in der Klinik bleiben müssen, ist Lektüre womöglich hilfreich. Und dann sind da noch die Neuwerker Senioren, die Schwester Uta regelmäßig besucht. „Derzeit sind es 16, einer davon ein Mann, alle alleinstehend“, erzählt sie. Mit ihren 80 Jahren entspricht sie dem Durchschnittsalter der 30 Mitglieder der Gemeinschaft.
Dass sich die Salvatorianerinnen nicht abschotten, sorgt auch bei Schwester Esther für einen vollen Terminkalender. Besucher und Führungen gibt es immer wieder, vor dem Fest kam aber einiges zusammen: Kindergärtnerinnen waren zu einem Meditationstag zu Gast, eine Gruppe Jugendlicher wollte sich umsehen, es gab ein Konzert, für das viel vorzubereiten war, Blumen waren zu bestellen. „Da kommen 1000 Sachen zusammen“, sagt die Oberin.
Für viele ist der Eintritt in den Orden ein langer Prozess gewesen
Aber ist dieser Alltag mit all solchen Verpflichtungen das, was man beim Eintritt in einen Orden sucht? Sucht man nicht eher Kontemplation, Sinn – Gott? Die Frage wird den vier Schwestern nicht zum ersten Mal gestellt. Und wohl auch nicht zum letzten Mal erklären sie geduldig, dass sich ihr Eintritt in den Orden in einem längeren Prozess ergeben hat. „Bei mir gab es nicht den einen Punkt, an dem es mich umgehauen hat, an dem eine Eingebung von oben kam“, sagt Schwester Esther. „Das war ein Weg – auch mit Zweifeln.“ Sie hat dieser Weg von einer Ausbildung in der Krankenpflege zur Leitung der Kinderkrankenpflegeschule der Salvatorianerinnen in Neuwerk geführt. In den Orden eingetreten ist sie 1962. „Das ergab sich aus der Frage: Wie kann ich helfen, und wie kann ich mich einbringen?“, sagt die 83-Jährige.
Bei Schwester Uta war es ähnlich. Eine Ausbildung zur Industriekauffrau fand sie nicht erfüllend. Über einen Jugendseelsorger bekam sie Kontakt zu den Salvatorianerinnen. Sie machte eine Ausbildung in der Jugendfürsorge, arbeitete in einem Internat. „Da war genug Zeit zu überlegen und zur Prüfung“, sagt sie. Eingetreten ist sie 1962, gemeinsam mit Schwester Esther: „Ich brauchte die Tätigkeit, die Gemeinschaft und das Gebetsleben.“
Traum von Afrika führte Schwester Maria in Missionsarbeit
Tätig sein wollte auch Schwester Maria – als junges Mädchen in der Mission in Afrika. „Darüber hatte ich viel gelesen“, erzählt die 85-Jährige. Eine Cousine war Salvatorianerin in Rom, also trat Schwester Maria dort in den Orden ein: „Ich dachte: In Deutschland lassen sie mich nicht in die Mission, von Rom aus geht das besser.“ Doch auch so wurde nichts aus Afrika. Schwester Maria arbeitete in einem Krankenhaus in Ramallah im Westjordanland. Fünf Jahrzehnte lang, in denen sie Krieg und Unruhen erlebte und Arabisch lernte. Die Kenntnisse halfen ihr, als sie 2016 wieder nach Deutschland kam und hier Flüchtlinge unterstützte. Ob bei dem Traum von Afrika Abenteuerlust eine Rolle gespielt hat? Schwester Maria schüttelt sacht den Kopf: „Ich wollte dort hin, weil da Hilfe benötigt wurde.“
In die Mission wollte auch Schwester Patricia (75), deren Berufsweg zunächst auf eine Karriere bei einer Sparkasse hinauszulaufen schien. Mit Exerzitien in einem Haus der Salvatorianerinnen begann eine Umorientierung, die sie in den Orden und nach Berlin führte. Dort arbeitete sie 20 Jahre als Lehrerin und Gemeindereferentin. Heute spendet sie in der Klinik die Kommunion, steht Patienten und Angehörigen als Gesprächspartnerin zur Verfügung und begleitet Sterbende auf deren letztem Weg. „Auch ich kenne Zweifel. Aber ich hatte immer das Gefühl, am richtigen Ort zu sein“, sagt sie. „Eine Gemeinschaft hat mitunter Nachteile, aber sie trägt einen auch.“ Lektion zwei: Manchmal findet man etwas, ohne danach zu suchen.