Mordanschlag wegen Krach mit der Freundin

Die Gasexplosion ist das Resultat eines Beziehungsdramas.

Mönchengldbach. Ein 22-jähriger Mechaniker soll wegen eines Streits mit seiner Freundin die verheerende Gasexplosion in Mönchengladbach verursacht haben. Bei der Explosion vor knapp drei Wochen war ein dreistöckiges Wohnhaus teilweise eingestürzt - ein Mieter starb, 15 Menschen wurden verletzt. Gegen den Verdächtigen sei inzwischen Haftbefehl wegen Mordversuchs und Herbeiführens einer Explosion mit Todesfolge erlassen worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag in Mönchengladbach mit.

Die 17 Jahre alte Freundin des Verdächtigen habe sich von dem Mechatroniker trennen wollen. Den Ermittlungen zufolge hatte der 22- Jährige die Gastherme in seiner Wohnung mit einem Schraubenschlüssel so manipuliert, dass es zur Explosion kam. Die Ermittler hatten in den Trümmern des zerstörten Hauses die Gastherme gefunden und festgestellt, dass daran herumgeschraubt worden war.

Der 22-Jährige konnte zunächst nicht befragt werden, da er genau wie die 17-Jährige bei der Detonation lebensgefährliche Verletzungen erlitten hatte. Freunde des Paares berichteten der Polizei, die Beziehung der Beiden sei zunächst harmonisch gewesen, in jüngster Zeit habe es jedoch gekriselt. Das Paar hatte sich vor eineinhalb Jahren über das Internet kennengelernt.

Am Tag vor der Explosion kam es zu einem heftigen Streit in der Wohnung des 22-Jährigen. Offenbar habe der Mann bereits da an der Gastherme herumgefummelt. Ein Zeuge hörte die 17-Jährige schreien: „Wenn du dich umbringen willst, dann tu das, aber lass mich aus dem Spiel.“ Daraufhin rannte sie aus dem Haus und fuhr zu ihrer Essener Wohnung. Von der Polizei ausgewertete Anrufprotokolle zeigen, dass der 22-Jährige danach mehr als 100 Mal versuchte, seine Freundin auf dem Handy zu erreichen. Dieses war jedoch ausgeschaltet.

Erst am nächsten Tag, als die 17-Jährige erneut auf dem Weg zu ihrem Freund war, kam es zu einem Telefonat - was dabei besprochen wurde, wissen die Ermittler nicht. Fest steht nur: Drei Minuten nach Ende des Telefonats, als die Freundin sich bereits in dem Haus in Mönchengladbach befand, kam es zur Explosion. Das Gebäude stürzte teilweise ein und musste abgerissen werden, zahlreiche Nachbarhäuser wurde beschädigt. Der Sachschaden beträgt mehrere 100 000 Euro.

Als der 22-Jährige Tage nach der Tat aus dem Koma erwachte, soll er im Krankenhaus gestanden haben, dass er die Gasleitung aufgedreht habe. Es sei aber noch unklar, inwieweit dies vor Gericht verwertbar ist, sagte Staatsanwalt Stefan Lingens. Den Ermittlern gegenüber verweigere er die Aussage. „Wir prüfen, ob die Vorwürfe noch um den Tatbestand des Mordes erweitert werden müssen“, sagte Lingens. Die 17-Jährige, die schwerste innere Verletzungen erlitt, liegt weiterhin im Koma und konnte noch nicht vernommen werden. Der 22-Jährige war zuvor nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Freunde hätten ihn als ruhig und besonnen beschrieben.