Neuer „Volksladen“ öffnet in Neuwerk
An der Dünner Straße bietet der Volksverein Kleidung, Deko-Artikel und Spielzeug an.
Neuwerk. Es scheint, als hätte Neuwerk auf den neuen Second-Hand-Laden des Volksvereins geradezu gewartet. Jedenfalls herrscht schon am Vormittag der Eröffnung reger Betrieb im Ladenlokal an der Dünner Straße im Zentrum des Stadtteils. Mütter mit Kleinkindern stöbern dort ebenso durch die Regale wie ältere Ehepaare. Auf 170 Quadratmetern in den frisch renovierten Geschäftsräumen finden sich Spiele, Spielzeug und Bücher, Hausrat, Dekoartikel und natürlich Kleidung und Schuhe.
„Dabei haben wir eigentlich kaum dafür geworben“, freut sich Hermann-Josef Kronen, Geschäftsführer des Volksvereins, über den Andrang. Second Hand liegt eben im Trend. Es kaufen keineswegs nur diejenigen, die sich keine Neuware leisten können, Ware aus zweiter Hand. Auch Gutverdiener greifen inzwischen gern zu Gebrauchtem. Es spreche ja auch vieles für Second-Hand, erklärt Kronen. Zum Beispiel die Tatsache, dass die Kleidung schon öfter gewaschen sei und deshalb keine unerwünschten Schadstoffe mehr enthalte. Oder auch, dass man für zehn Euro Markenware bekommen könne. Außerdem hat das Ganze natürlich noch einen sozialen Aspekt: Der Volksverein schafft mit seinen inzwischen sechs „Volksläden“ Arbeitsplätze. 17 Vollzeitstellen gibt es in diesem Bereich — und 30 Mitarbeiter aus dem hauseigenen Trainingsprogramm, die aus der Langzeitarbeitslosigkeit kommen und so an den Arbeitsmarkt herangeführt werden.
Der Nachschub an gebrauchter Ware geht so schnell nicht aus. Im Gegenteil, die Spenden nehmen zu. „Wir können gar nicht alle Waren in die Läden bringen“, sagt Wilfried Reiners, Leiter der Betriebsstätte an der Geistenbecker Straße. Allerdings eignet sich auch nicht alles zum Wiederverkauf in Deutschland. Deshalb wird erst mal sortiert: Unter den Sachen finden sich ungefähr 25 bis 30 Prozent Müll, Dinge, die nicht mehr zu verwenden sind. Was in Ordnung ist, kommt in die Läden des Volksvereins oder wird an andere Verwerter weitergegeben. Wobei der Volksverein Wert auf Transparenz und Nachhaltigkeit legt. „Wir sind Mitglied des Netzwerkes Fairwertung“, erklärt Reiners. „Bei uns wandert Kleidung nicht in die Müllverbrennungsanlagen.“ Wozu auch, wenn man sieht, wie gut der Zustand der Second-Hand-Kleidung ist, die im neuen Neuwerker Laden angeboten wird.
Von Blusen bis Winterjacken und von Kinderkleidung bis Herrenschuhen ist alles dabei. „Wir setzen ungefähr 40 bis 50 Tonnen Kleidung jährlich in unseren Läden um“, sagt Hermann-Josef Kronen. Diese Menge lässt sich relativ leicht aus den Einnahmen von etwa einer halben Million Euro jährlich errechnen: Pro Kilo Kleidung zahlen die Kunden zehn Euro, nur die Markenware wird extra ausgepreist. Auch Hausrat ist günstig zu haben: Wer für die Kaffeetafel zu Ostern noch Geschirr sucht, bekommt für 25 Euro ein Kaffeeservice. Ein komplettes Ess-Service gibt es für 70 Euro.
All das interessiert den kleinen Jungen wenig, der in Körben voller Spielzeugautos gewühlt hat und nun ein Polizeiauto fest umklammert hält, während seine Mutter nach dem Preis fragt. Mehr als einen Euro kann es nicht kosten.