Nur 35 Teilnehmer bei Dominik Roeselers Demo
Gleichzeitig frühstückten Flüchtlinge und Mönchengladbacher in Holt gemeinsam.
Maria aus Köln hat Angst davor, dass Deutsche aus ihren Wohnungen verdrängt werden, damit Asylsuchende darin unterkommen. Deshalb hält sie vor der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Aldi-Lokal an der Aachener Straße eine Rede. Maria ist eine der nach Angaben der Polizei 35 Demonstranten, die dem Aufruf von Pro-NRW-Ratsherr Dominik Roeseler gefolgt sind, um gegen den „Asylwahnsinn“ zu demonstrieren.
Man wolle die Nachbarn beschützen, ruft Roeseler ins Megafon. Drei Häuser weiter zeigt ein Nachbar, was er von Roeselers Schutz hält: „Wir sagen Nein zur Hetze gegen Flüchtlinge“ steht da auf einem Pappschild im Vorgarten.
Der Gegenprotest auf der anderen Straßenseite ist wesentlich lauter. Unter Auflage des einzuhaltenden Abstands hat die Polizei die Spontanversammlung zugelassen. 35 Demonstranten versuchen, mit „Keine Mauer um Europa“-Rufen und Trillerpfeifen die Reden der Pro-NRW-nahen Demonstranten vor dem Flüchtlingsheim zu übertönen.
Eva aus Mönchengladbach hat keine Angst vor Flüchtlingen. Deshalb hat Eva Vaßen, Leiterin der Jugendfreizeitstätte St. Michael Holt, zusammen mit anderen Aktiven der Initiative „Mönchengladbach stellt sich quer“ die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft zu einem Frühstück eingeladen. „Die Idee fanden wir ganz toll“, sagt Christoph Habrich, Gemeindereferent der Pfarrei St. Benedikt Mönchengladbach, zu der St. Michael Holt gehört. Gut eine Stunde vor Beginn der Demo hat Eva Vaßen die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft zu dem Frühstück abgeholt. „Es sind alle mitgekommen“, freut sich Eva Vaßen. „Außer diejenigen, die krank im Bett liegen.“ So bekommen die im ehemaligen Aldi-Ladenlokal untergebrachten Flüchtlinge von der Demo vor dem abgesperrten Gelände fast nichts mit.
Mit bunten Luftballons wurde der Saal dekoriert, die Tische sind liebevoll gedeckt, und auf dem Buffet stehen Teller mit aufgeschnittenen Gurken, Tomaten, Käse und Wurst. „Der Hans hat die Brötchen gestiftet“, freut sich Habrich über die Unterstützung von Bio-Bäcker Hans Oehmen. Während die 80 Gäste aus dem Interkulturellen Frühstück ein buntes Familienfest mit Musik, Tanz und Spielen auf dem Freigelände machen, neigt sich auf der Aachener Straße die Kundgebung ihrem Ende zu. Nach einem kurzen Zug durch das angrenzende Wohngebiet endet die Demo mit einer Abschlusskundgebung. Alles sei ruhig verlaufen, meldet die Polizei anschließend.
Das Familienfest in Holt, zu dem auch Oberbürgermeister Hans-Wilhelm Reiners ganz privat auf dem Fahrrad und Pfarrer Albert Damblon vorbeikommen, dauert gut vier Stunden.