Odenkirchen: Ein Rückschlag im „Ghetto“
Teenager brachen in eine als Jugend-Treff ausgeguckte Wohnung ein und zerstörten Fenster, Türen und Boden.
Odenkirchen. Einen Rückschlag hat die Jugendarbeit in Odenkirchen erlitten. In dem wegen einer Jugendgang mit krimineller Energie in die Schlagzeilen geratenen Viertel „Zur Burgmühle“ sollten in einer Wohnung Angebote gerade auch für diese rund 20 Zehn- bis 16-Jährigen gemacht werden. Die Hausverwaltung aus Rheydt hatte angeboten, die Räume im Hochhaus Nummer 33 kostenlos zur Verfügung zu stellen. Der Hausmeister hatte bereits alles hergerichtet.
Doch bevor hier ein wirklicher Treffpunkt entstehen konnte, ist auch schon wieder alles vorbei. In die Erdgeschoss-Wohnung wurde eingebrochen, und die Polizei vermutet die Täter in den Reihen eben jener Jugendlichen, für die alles renoviert worden war.
Die Gruppe, die hier vermutlich heimlich eine Party feiern wollte, zerstörte unter anderem Fenster, Türen und Laminat-Boden. Daraufhin zog die Hausverwaltung mit Sitz in Rheydt ihr Angebot zurück und informierte jetzt das Jugendamt.
Denn der städtische Fachbereich hatte nach ersten Bedenken u.a. den politischen Vertretern in der Bezirksvertretung Süd zugesagt, den notwendigen Nutzungsvertrag für die kostenlose Wohnung zu unterschreiben und die Regie bei Hausaufgaben-Betreuung, Nachhilfe-Unterricht und anderen Angeboten zu übernehmen. Man sei gerade dabei gewesen, die entsprechenden Angebot von Seiten der Verwaltung „vorzubereiten“ und zum Beispiel wichtige Fragen nach Brandschutz und Fluchtwegen mit der Bauverwaltung zu klären, sagte ein Pressesprecher der Stadt auf WZ-Anfrage.
Vertreter der „Odenkirchener Gespräche“, eines runden Tischs, zu dem Politiker, Stadtverwaltungs-Mitglieder, Polizisten und engagierte Bürger zusammenkommen, sind enttäuscht über die aktuellen Ereignisse. „Alle haben die Notwendigkeit gesehen und versucht, etwas Neues auf den Weg zu bringen. Jetzt ist die Wohnung weg, auf die viele gehofft haben“, so ein Mitglied der „Gesprächs-Runde“.
Das Problem sei, dass speziell die Gruppe von Jungs, die unter dem Namen „Ghetto-Boys“ bekannt sind, nie Grenzen aufgezeigt bekommen und Konsequenzen für ihr Handeln erlebt hätten. Auch die Jugendlichen selbst seien nun „enttäuscht, aber das haben sie sich selbst zuzuschreiben“.
Was weitere Angebote für Jugendliche in Odenkirchen angeht, verweist die Stadt auf die in der Nähe gelegene „Villa“ an der Burgfreiheit, die bereits seit Jahren für alle offen sei. Die Pläne in der Burgmühle-Wohnung seien von der Stadt immer nur als „ergänzendes Angebot“ gesehen worden, so ein Stadtsprecher. Das wesentliche Ziel sei stets gewesen, „Streetworker auf der Straße arbeiten zu haben und die jungen Leute in die Villa zu ziehen“.
Gerade hatte die Stadt einen Vertrag mit der Arbeiterwohlfahrt bis 2014 verlängert und damit das Geld bereit gestellt, um den Streetworker Hayat Mia zu beschäftigen.