Oettinger: Zehn Jahre "Bayern am Niederrhein“
Seit 2003 ist Oettinger in Gladbach. „In kleinem Rahmen“ wird gefeiert.
Mönchengladbach. „Wir können nichts anderes als gute Getränke herstellen“, sagt Geschäftsführer Jörg Dierig. Und Gladbach-Chef Karl Liebl nickt: „Die Entscheidung, in Gladbach eine weitere Oettinger-Braustätte zu eröffnen, war in jeder Hinsicht richtig.“ Zehn Jahre „Bayern am Niederrhein“ — das will das Familienunternehmen mit Stammsitz im bayerischen Oettingen laut Liebig „in kleinem Rahmen“ mit den 195 Mitarbeitern und der Nachbarschaft feiern. Und das mit einem eigens kreierten wie limitierten Bier der „Marke MG“.
Als die Bayern 2003 an der Senefelderstraße einstiegen und von der dänischen Carlsberg-Brauerei den einstigen Hannen-Komplex kauften, retteten sie die einzige große Braustätte Gladbachs. Mittlerweile stellt Oettinger, das es nur in Super-/Verbrauchermärkten gibt, in Neuwerk 18 verschiedene Biersorten her. Auch die Marken anderer Firmen. Die Belegschaft stieg mit den Hektolitern. Waren es 2003 mit 110 Beschäftigten etwa 1,9 Millionen Hektoliter jährlich, sind es jetzt fast 200 Leute und 2,3 Millionen Hektoliter.
Wenn Liebl auch zugibt, dass die Bayern in Neuwerk die Absatzflaute unter biertrinkenden Konsumenten spüren. Wenn auch nicht so deutlich wie Mitbewerber, meint er. Der Grund: Man setze mit alkoholfreien Getränken und „jungen Marken“ dagegen. Dierig: „Wir vertreiben 300 verschiedene Artikel.“ Und nicht nur in Asien und Afrika, wo der Markt „zur Freude des Unternehmens“ wachse. Per Lizenzen (vier wurden im Ausland vergeben) wird etwa in Moskau Oettinger hergestellt und vertrieben.
Unter den vier Oettinger-Braustätten rangiert Gladbach auf Platz zwei, sagt Dierig. Und die Neuwerker sind so etwas wie die Versuchskaninchen innerhalb der Gruppe des Preiswert-Bierherstellers. Gemeint: Wenn es um Innovation, Forschung und Entwicklung geht, wird in der Donk erst einmal getestet und ausprobiert, ehe es in Gladbach und an den anderen drei Firmen-Standorten quasi serienreif eingeführt wird.
Jüngstes Beispiel ist nicht nur eine eigene Biogasanlage, sondern die neue, etwa eine Million teure Abwasserbehandlungsanlage. Dabei wird Energie in Form von Biogas aus dem vielen Abwasser der Brauerei zurückgewonnen. Bei diesem Prozess werden laut Oettinger nicht nur rund zwölf Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, auch die später in den Kanal gespülten Abwasser sind zu einem großen Maß von Schmutzfracht befreit. Folge: Man spart deutlich bei den Energiekosten.
Rund 35 Millionen Euro sind seit 2003 in Neuwerk investiert worden. Vor allem zur Senkung der Herstellungskosten. Derzeit sind keine größeren Investitionen geplant, wenngleich der Platz dafür da sei.
Damit bei Oettinger alles im Fluss bleibt, bedient man sich dreier Brunnen. Sie sind bis zu 137 Meter tief, „geeignetes Wasser“ gebe es ab 98 Meter. Bei der Aufbereitung werden unter anderem Nitrat- und Eisen-Anteile gesenkt.
Seit März wirbt Oettinger mit „Bier ohne Gentechnik“. Udo Schiefner, für die Qualitätssicherung zuständig, sagt: „Da führen wir für den Verbraucher einen transparenten Nachweis.“ Beispielsweise beim Hopfen-Einkauf.