Polizei: „Flüchtlingen“ auf der Spur
Wenn es um Unfallflucht geht, liegt Gladbach landesweit ganz vorne. Zettel an der Windschutzscheibe gelten nicht. Flyer und Plakate sollen jetzt warnen.
Mönchengladbach. Unfallflucht spielt in Mönchengladbach seit Jahren eine große Rolle: Bei jedem fünften Verkehrsunglück entfernt sich ein Beteiligter unerlaubt vom Unfallort.
8642 mal krachte es im vergangenen Jahr, 1800 mal machte sich dabei ein Beteiligter aus dem Staub. 2009 passierten bislang 857 Unfälle, davon wurden bei 40 Fluchten sogar Menschen verletzt.
Landesweit liege die Stadt damit zwar noch im Durchschnitt - in NRW passierten im vergangenen Jahr rund 500 000 Unfälle mit 100 000 Fluchten. Im Vergleich zu anderen Städten und Kommunen schneide Gladbach jedoch schlechter ab. Die Polizei startet nun eine Kampagne, um die Bürger auf das Thema aufmerksam zu machen.
Zehn Studierende der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Duisburg haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt. Das Ergebnis: "Die wenigsten flüchten böswillig oder aus Angst, sondern weil sie nicht ausreichend darüber aufgeklärt sind, dass Unfallflucht eine Straftat ist und mit Bußgeld und Führerscheinentzug, je nach Schwere des Unfalls, mit mehreren Jahren Gefängnis bestraft wird", sagt Projektleiterin Bianca Hess.
Sie und ihr Team haben deshalb Plakate und Flyer erstellt, die über Verhaltensregeln und Konsequenzen bei Unfallflucht informieren. 250 dieser Poster werden in den kommenden Wochen auf Parkplätzen, in Fahrschulen und in öffentlichen Gebäuden aufgehängt, zudem will die Polizei 10 000 Broschüren dort auslegen und verteilen.
"Über 70 Prozent aller Unfälle in Gladbach, bei denen einer einfach weiterfährt, passieren im so genannten ruhenden Verkehr mit reinem Sachschaden", sagt Wolfgang Töpper, in der Stadt Leiter der Verkehrsinspektion II. Heißt: Beim Herumkurven auf beispielsweise Supermarkt-Plätzen rammt man versehentlich das Auto in der Nachbarparklücke.
Kaum einer weiß: In diesem Fall reicht ein Zettel, der hinter die Scheibenwischer geklemmt wird, nicht aus. Man müsse warten, bis der Fahrzeughalter zurückkomme oder die Polizei verständigen. "Wir haben 200 Leute in Gladbach stichprobenartig gefragt, mehr als 60 Prozent wussten das nicht", sagt Hess.
Töpper warnt: "Die Wartezeit ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, der Anruf bei der Polizei ist deshalb der sicherste Weg." Dann müssten der eigene Name, der Unfallort sowie Kennzeichen und Marke des beschädigten Autos angegeben werden. Er macht darauf aufmerksam: "Wenn Menschen angefahren werden, sollte man immer den Notruf wählen. Vor allem Kinder sagen oft im Schock, sie hätten sich nicht weh getan."
Nicht immer sind die Verursacher die Flüchtigen. "Auch Opfer dürfen nicht einfach abhauen", sagt Töpper. Wichtig sei auch, dass Zeugen sich melden. Die Aufklärungsquote sei mit 50 Prozent zwar zufriedenstellend, müsse aber weiterhin verbessert werden.
Weitere Infos: Tel. MG 290.