Polizei sagt Raddieben den Kampf an
Es ist ein Massendelikt: Rund 1300 Drahtesel werden im Jahr in Mönchengladbach gestohlen. Kontrollen und Aufklärung sollen dagegen helfen.
Mönchengladbach. Die Mönchengladbacher Polizei hat einem Massendelikt den Kampf angesagt: den Fahrraddiebstählen. Das neue Konzept: Immer häufiger kontrollieren Beamte beispielsweise im Streifendienst Radfahrer mit der Frage, ob der Drahtesel eigentlich ihnen gehört. Überprüfen kann die Polizei, ob ein Rad der jeweiligen Marke, Farbe und im besten Fall auch mit typischen Erkennungsmerkmalen als gestohlen gemeldet und deshalb im System der Behörde zu finden ist.
Bisher kann Thomas Nehrenheim, Erster Kriminalhauptkommissar, als Bilanz eine Tendenz geben. „Wir haben schon das Gefühl, dass gerade in letzter Zeit deutlich häufiger Fahrraddiebe erwischt wurden“, sagt der Beamte, der im Kriminalkommissariat 24 arbeitet. Dieses KK ist zuständig für Diebstähle, Unterschlagungen, Sachbeschädigung, Körperverletzungen und andere Delikte, die häufig vorkommen. Auch Verkaufswege, also An- und Verkaufsgeschäfte werden, wie er sagt, nun „noch besser kontrolliert“.
Die Krux an der Geschichte ist allerdings immer die Frage, ob ein Rad auf brauchbare Art als gestohlen gemeldet wurde und man damit einem Dieb seine Tat beweisen kann. Nur wenn das Fahrrad bei der Diebstahls-Anzeige gut beschrieben werden kann, besteht für die Ermittler die Chance, es zuzuordnen. „Leider können aber viele Besitzer nicht mal mehr die Marke ihres gestohlenen Rades nennen. Mit der Farbe allein, kommt man hier aber nicht weiter“, sagt Nehrenheim.
100 bis 200 Räder im Jahr, die die Polizei findet oder sicherstellt, seien nicht zu „individualisieren“. Sprich: Hätten die Besitzer Daten wie die Rahmennummer nennen können, bekämen sie ihre Schätzchen zurück. So bleiben die guten Stücke ein halbes Jahr im Fundbüro und werden dann versteigert. Zumindest das könnte mit ein paar Vorkehrungen verhindert werden (siehe Kasten). Das manche Räder nie wieder auftauchen, ist auch klar.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der entwendeten Räder auf einem ähnlichen hohen Niveau. 2009 wurden 1305 Anzeigen erstattet. 2010 waren es 1234. Und in diesem Jahr sind bis Ende Juli bereits 670 Fälle bekannt.
Deutlich gestiegen ist in dieser Zeit aber die Schadenshöhe. „Radfahren ist ein In-Sport“, sagt Nehrenheim, „vielfach sind die Leute bereit, mehr Geld auszugeben, ohne Probleme tausend Euro und nach oben offen für sportliche Exemplare oder für Elektro-Räder.“
Gestohlen werde aber „alles“, gibt der 50-Jährige seine Erfahrungen wieder — „vom alten Hund bis zum hochwertigen Rad“. Manche Besitzer staunten, wenn jemand tatsächlich ihr 50-Euro-Rad hat mitgehen lassen. „Die Menschen denken oft, ach, das ist alt, das brauche ich nicht abzuschließen.“ Das ist ein Trugschluss.
Nicht immer geht es den Dieben darum, sich zu bereichern, weiß der Beamte. „Das Spektrum der Täter ist groß.“ Es gibt den Rauschgiftsüchtigen, der schnell zu Geld kommen will, und organisierte Kriminelle, die mit Lieferwagen unterwegs sind. „Aber eben auch Jugendliche, die mal aus Spaß ein Rad mitnehmen, rumfahren und es kaputt machen. Oder jemand, der eine schnelle Fahrgelegenheit sucht.“
Die Sommerzeit ist — ganz logisch — die Zeit der meisten Raddiebstähle. „Weil mehr Menschen dann damit unterwegs sind.“ Und vor allem tagsüber kommen sie weg. Weil sie nachts eben doch meist im Keller, dem Flur oder der Garage geschützt stehen. Zwar gibt es Schwerpunkte im Stadtgebiet, an denen besonders oft Räder gestohlen werden. „Das sind der Bahnhof in Gladbach, also am Platz der Republik. Während es am Rheydter Bahnhof durch die Radstation besser ist. Und dann Schulen und Schwimmbäder.“
Allerdings nutzten Fahrraddiebe grundsätzlich jede Gelegenheit. „Mal eben ein Rad in den Hausflur stellen und die Tür offen lassen oder eben in den Laden gehen, ist beispielsweise riskant.“
Doch auch wer abschließt, aber falsch, muss sich nicht wundern, wenn nur noch die Abdrücke seines Fahrrads auf dem Boden zu sehen sind. „Ich kann nicht verstehen, dass manche Menschen 1000 Euro für ein Rad ausgeben und sich dann scheuen, 30 oder 50 Euro für ein gutes Schloss auszugeben“, sagt der Experte.