Polizei verlässt Jugendverkehrsplatz
Aus Kostengründen soll die 3000 Kinder, die den Platz jährlich nutzen, kein Beamter betreuen.
Mönchengladbach. Erst kürzlich diskutierten die Menschen im Rheinland, ob Polizeischutz bei Martinszügen notwendig ist oder nicht. In Gladbach wird bereits die nächste Diskussion geführt: Bislang wird der Unterricht auf dem Jugendverkehrsplatz von einem Polizeibeamten gegeben. Dieser geht Ende des Jahres in Ruhestand, seine Stelle wird danach nicht mehr neu besetzt.
„Das macht uns große Sorgen“, sagt Volker Daberkow, Vorsitzender der Verkehrswacht. Seit dem Jahr 2011 ist die Trägerschaft des Jugendverkehrsplatzes von der Stadt an die Verkehrswacht übergegangen. Jährlich nutzen etwa 3000 Kinder den Platz für ihre Übungen. Dass die Polizei weiterhin mit einem Beamten den Unterricht betreut, „ist von beiden Seiten als selbstverständlich betrachtet worden“, sagt Daberkow. Dies hätte Polizeipräsident Hans-Hermann Tirre verbindlich zugesagt.
Den Wegfall des Polizeibeamten könnte die Verkehrswacht möglicherweise durch Ehrenamtler überbrücken. „Dauerhaft ist das aber nicht machbar.“ Die Polizeibeamten müssten dafür extra spezielle Ausbildungskurse besuchen.
Peter Spiertz, Sprecher der Polizei, erklärt, dass bereits Ende letzten Jahres und im Frühjahr diesbezüglich Gespräche geführt wurden: „Wir haben das frühzeitig kommuniziert. Diese Arbeit muss nicht zwingend von Polizeibeamten übernommen werden.“
Die personellen Engpässe seien bekannt, die Polizisten würden daher bevorzugt dort eingesetzt, wo sie wirklich in ihrer Funktion als Polizeibeamte gebraucht würden. Das sei auf dem Jugendverkehrsplatz nicht der Fall: „Dort gibt es den Vorteil des geschützten Raumes, da keine Unfallgefahr droht.“
Die Stadt Viersen sei da ein gutes Beispiel, dort übernähmen Eltern, Lehrer oder pensionierte Polizeibeamte diese Aufgabe. Die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei in den Schulen werde weiterhin angeboten und Lehrer würden als Multiplikatoren ausgebildet. Sechs Verkehrssicherheitsberater besuchen dazu täglich die Schulen im Stadtgebiet.
Die Verkehrssicherheit habe „absolute Priorität“ für die Polizei. Das Projekt „Kids in MG“ sei mittlerweile zum Standard der täglichen Arbeit geworden. Auch die Unfallzahlen sprächen für die gute Arbeit der Polizei: „Wir haben dauerhaft unter 100 verletzten Kindern jährlich seit 2003“, sagt Spiertz. Im Jahr 2003 lag die Zahl von Kinderunglücken bei 270, damit stand Mönchengladbach an der Spitze in NRW. Dagegen lag die Zahl der verunglückten Kinder im letzten Jahr bei 90. Nur in 19 Unglücken war das Fehlverhalten der Kinder die Ursache dafür.
Daberkow sieht dennoch keine Lösung für den Jugendverkehrsplatz: „Die Verkehrswacht wird fast ausschließlich über Spenden finanziert.“ Da könne nicht mit der Hälfte der Gesamt-Spendensumme eine Ersatzperson finanziert werden. Es gab mehrfach Gespräche zwischen den Parteien. Eine Lösung ist nicht in Sicht — denn alle Beteiligten müssen auf die Finanzen achten.