Polizist leidet unter Folgen von Übergriff
Michael Frehn wurde 2010 von einem Täter schwer verletzt. Der Vorfall verfolgt ihn und seine Familie bis heute. Insgesamt steigt die Zahl der Angriffe auf Polizisten kontinuierlich. 2016 gab es in Gladbach schon 130 Übergriffe.
Die Gewalt richtet sich gegen Uniformen. Aber in den Uniformen stecken Menschen, die Schläge und Tritte, Demütigung durch Anspucken, Angst nach der Bedrohung mit Waffen verarbeiten müssen. „Und es sind die Familien der Polizisten, die hoffen, dass niemals das Telefon klingelt oder die Kollegen vor der Tür stehen, weil dem Partner, dem Vater oder der Mutter im Dienst etwas zugestoßen ist“, sagt Michael Frehn.
Michael Frehn, Hauptkommissar
Der Hauptkommissar weiß, wie sich das anfühlt. Vor sechs Jahren wurde er im Dienst Opfer eines Angriffs, dessen Folgen er und seine Familie bis heute spüren. Er war gerade dabei, einen Täter nach einem Einbruch zu fesseln, als ein junger Mann auf ihn zu gerannt kam und ihm aus dem Lauf ins Gesicht trat. Es folgte eine lange Zeit im Krankenhaus mit unzähligen Gesichtsoperationen. Laut einem Gutachter hätte dieser Tritt Michael Frehn töten können, wenn er nicht in einer muskulär angespannten Situation und generell körperlich fit gewesen wäre. „Ich werde jeden Tag, wenn ich in den Spiegel schaue an das erinnert, was vor sechs Jahren passiert ist. Ich denke aber, für meine Familie und die Menschen in meinem persönlichen Umfeld waren und sind die Auswirkungen noch wesentlich dramatischer“, sagt Frehn.
Neben Michael Frehn gab es im Jahr 2010 noch 92 weitere Polizisten, die im Dienst angegriffen und verletzt wurden. Im Jahr 2012 waren es schon 124. 2015 erfuhren Polizistinnen und Polizisten in 132 Fällen Gewalt im Dienst. Dass diese Zahl 2016 wiederum übertroffen wird, ist absehbar: Bis zum 10. November wurden zu diesem Delikt 130 Strafanzeigen gestellt. Das sind durchschnittlich knapp zwölf Fälle von Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte pro Monat nur in Mönchengladbach, Beleidigungen außen vor gelassen. Die Landesregierung hat vom 14. bis 18. November nun die „Woche des Respekts“ ausgerufen: gegen Hass und Gewalt, für ein friedliches Zusammenleben und mehr Wertschätzung im Umgang miteinander.
Frehn versieht seinen Dienst auf heute noch auf der Straße. Aber die Folgen jener Nacht, in der er angegriffen wurde, bleiben: „Mein Gesicht ist teilweise noch immer taub und fühlt sich auch nach sechs Jahren noch in Gänze anders und fremd für mich an.“
Angesicht der „Woche des Respekts“ wünscht er sich: „Alle sollten generell etwas mehr Ruhe und Toleranz aufbringen. Manchmal sollten sich die, die über uns richten, einfach mal als Mensch in die Situation der Polizistin oder des Polizisten hinein versetzen und sich fragen: Wie hätte ich reagiert und gehandelt, wenn ich an seiner oder ihrer Stelle gewesen wäre?“ Von der Politik erhofft Frehn sich, dass sie „hinter uns stehen würde“. Nicht nur Michael Frehn erkennt ein steigendes Gewaltpotential. Sätze wie „ich mache meinen Job gerne, aber es wird härter da draußen“ fallen sinngemäß bei vielen Polizisten, die in der Stadt ihren Dienst versehen. Auch Polizeipräsident Mathis Wiesselmann beobachtet die Entwicklung mit Sorge: „Polizeibeamte sorgen dafür, dass die Menschen in Gladbach in einer insgesamt sicheren Stadt leben können. Und ich finde es skandalös, dass ihre Würde und körperliche Integrität immer wieder verletzt wird.“.
Seit Anfang des Jahres hat die Gladbacher Polizei einen verstärkten Personaleinsatz in den Nächten auf Freitag und Samstag sowie vor Feiertagen. „Dies versetzt uns in die Lage, zum Schutz der Bürger wirkungsvoller einzugreifen. Außerdem lässt eine ausreichende Personalstärke Übergriffe gegen Beamte weniger wahrscheinlich werden“, sagt der Polizeipräsident. Wiesselmann zieht ein klares Fazit: „Mönchengladbach hat eine engagierte Polizei verdient — und die Beamten eine Bevölkerung, die ihre Arbeit respektiert.“