Mönchengladbach Punkband „Die Strafe“ parodiert Fackel-Video der Trierer NPD
Als Höhlenmenschen mit Wunderkerzen tritt das Trio an.
Mönchengladbach. Die Felle hatten sie sowieso gerade an. „Für ein Fotoshooting für unsere neue Platte, die im Herbst erscheint“, sagt Kai Strafe. „Als Steinzeitmenschen mit Fackeln.“ Steinzeitmenschen, Fackeln — irgendwie machte es da „Klick“ bei den Mitgliedern des Gladbacher Punk-Trios „Die Strafe“: Unweigerlich mussten sie an das Video der Trierer NPD denken, das wenige Tage zuvor zum Internet-Hit geworden war. Darin wird rhetorisch unbeholfen zu einem Fackelmarsch gegen ein neues Asylantenheim aufgerufen. Das Handy wurde gezückt, die Fackeln, um das parodierende Element noch zu verstärken, wichen Wunderkerzen — und nach nur einem „Take“ war ein 42-sekündiger Clip im Kasten, der auf Youtube binnen zwei Tagen schon 50 000 Klicks einheimste.
„Das war eine spontane Idee, wir sind von der Resonanz völlig überrascht“, sagt Budde Strafe — wie Kai und Torsten Strafe ein Künstlername. Letzterer beispielsweise ist im wahren Leben Torsten „Knippi“ Knippertz, Borussias Stadionsprecher, doch lange bevor er das wurde — 1992 — formierten sich die drei bereits als Punkband. Politisch waren sie bisher in ihren Texten nicht sonderlich. Doch das Trierer Video erwies sich als willkommener Anlass, „ein bisschen Stellung zu beziehen“, sagt „Torsten Strafe“.
Und das tun sie mit den besten Mitteln der Parodie: verzerren, übertreiben, verspotten. Aus dem „444“-Schlachtruf der Rechtsextremen um ihren bosnisch-stämmigen (!) Wortführer Safet Babic — die Zahl Vier steht für den Buchstaben D, die Kombination für „Deutschland den Deutschen“ — wird bei „Die Strafe“ ein „333“. Aus dem gereimten „Buntes Trier, nicht mit mir — 444!“ wird „333 — mein Gehirn ist Brei“. Statt Fackeln zünden sie ihre Wunderkerzen aneinander an. Der darauffolgende Text spielt mit gängigen rechten Parolen. „Hier sind zu viele, die anders aussehen als wir“, pöbelt Kai Strafe etwa. „Es sind alles die anderen schuld“, mault Budde Strafe. „Und für die Kinder ist kein Geld mehr da — weil ich mir einen neuen Flatscreen gekauft habe“ — Torsten Strafes Logik ist kaum anfechtbar. Mit einem fröhlichen „Komm, wir gehen Döner essen“, endet das kleine Video.
Am Rande des Tagebaus Garzweiler wurde es aufgenommen. Ob der Überraschungserfolg künftig in die Bühnenshows der Punkband Einzug erhält oder ob sie aus dem Parodieren gar ein weiteres Standbein macht? „Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen“, sagen die drei unisono.
„Die Strafe“ legte Anfang der 90er mit Coverversionen los, doch schon bald begannen die drei, ihre Lieder selbst zu schreiben. Im Wechsel übrigens — und wer schreibt, singt dann auch, was zu permanentem Instrumentenwechsel führt.