Shopping-Center: Klagen gegen die „Neue Mitte“
Kommunen und Privatleute wehren sich gegen die „Arcaden“. Die Stadt wartet ab.
Mönchengladbach. Er warte täglich auf die erbetene klärende Antwort aus der Gladbacher Stadtverwaltung, sagt Gerd Zenses. Der Mann ist Technischer Beigeordneter der Stadt Viersen. Und die beäugt das geplante Shopping-Center („MG-Arcaden“) des Essener Investors Mfi in Stadtmitte mehr als kritisch.
Zenses geht davon aus, dass die Stadt und die Mfi-Gutachter Zahlen und Fakten schöngerechnet hätten. Er vermutet, dass dieses „Centro“ viel mehr Käufer und damit Umsatz aus Viersen nach MG-Mitte abzieht als bisher vorgelegte Zahlen glauben machen wollen.
Ähnlich lautende Bedenken kommen aus den Städten Willich, Korschenbroich und Erkelenz. Zenses schließt im WZ-Gespräch nicht aus, dass Viersen gegen das 140 Millionen Euro teure Projekt klagen wird. Schließlich gehe es ums Überleben, auch wirtschaftlich.
Schon weiter in seinem Aktionsradius ist der Viersener Geschäftsmann Winfried Tackenberg. Er hat wie viele andere — Kommunen wie Privatleute — gravierende Bedenken gegen die „Arcaden“ formuliert. „Ich werde auf jeden Fall klagen“, sagt Tackenberg zur WZ. Das Shopping-Center sei „überdimensioniert“ und schade somit Nachbarn wie Viersen.
Tackenberg nennt ein Beispiel: Zu der maximal vorgesehenen Verkaufsfläche von 26 000 Quadratmetern im Center kämen rund zehn Prozent der Verkaufsfläche für Gastronomie hinzu. „Wer will die füllen, und wer sagt mir, dass da nicht auch mal Läden hinkommen?“ Mfi plane schon jetzt nach der Fertiggestellung der „Arcaden“ Anfang/Mitte 2014 eine Erweiterung des Einkaufstempels. Solche Pläne lägen ihm vor, sagt der Viersener „Kümmerer“. In Essen, bei Mfi, will man sich zu dem Ganzen nicht äußern.
Das mag nachvollziehbar sein, schließlich befindet sich das Großprojekt in der Planungsphase: Die umfangreichen Zeichnungen samt anhängender Gutachten, Erläuterungen usw. müssen zudem erst öffentlich ausgelegt werden. Das soll „im neuen Jahr“, vermutlich Januar, Februar, passieren. Einen exakten Termin nennt Technischer Beigeordnete, Andreas Wurff, nicht: „Wir arbeiten gerade am Zeitplan.“
Die hierbei unter anderem von Bürgern geäußerten Kommentare, ob positiv oder negativ fürs Einkaufs-Paradies, muss die Politik bewerten. Das bedeutet: Man folgt einzelnen Bedenken und ändert den Bebauungsplan oder man fegt alles vom Tisch. „Im Frühjahr 2012“ jedenfalls soll der Stadtrat Beschlüsse fassen und damit den Weg frei machen für Abrissbirne und Neubau. Aufschiebende Wirkung könnten da die Klagen haben.
„Platt gemacht“ für das Center werden neben dem alten Schauspielhaus an der Hindenburgstraße auch Theatergalerie und Lichthof.
Vorher ziehen Theatergalerie-Mieter wie SportScheck und die Mayersche Buchhandlung in einen „hochwertigen, zweigeschossigen Alu-Pavillon“, die WZ berichtete. Er steht nahe dem „Sonnenhaus“ und ist etwa 3000 Quadratmeter groß, sagt ein Stadtsprecher.
Die Stepgesstraße/Viersener Straße wird in dem großen Neubau-Bereich ständig für den Kfz-Verkehr komplett gesperrt — für immer. Das ärgert viele.