Sieben Messerstiche: Tanja S. verblutet in ihrer Wohnung
Avdyl A. (49) hat nach eigener Aussage seine Freundin getötet. Die Nachbarn sind fassungslos.
Mönchengladbach. Am Sonntagnachmittag steckt im Briefkasten von Tanja S. (39) an der Hohenzollernstraße 320 noch die Zeitung. Niemand hat sie hereingeholt — denn die Mieterin der Wohnung im ersten Stock ist tot — höchstwahrscheinlich erstochen von dem Mann, mit dem sie seit knapp zwei Jahren eine Wochenendbeziehung führte.
Avdyl A. (49) jedenfalls hat sich am Samstagabend gegen 20 Uhr bei der Polizei in seinem Wohnort Jülich gemeldet und gesagt, er habe seine Freundin getötet. Man habe sich — nicht zum ersten Mal - in der Küche gestritten, es habe ein Handgemenge gegeben. Er habe ein Fleischermesser aus der Besteckschublade gezogen und zugestochen.
Die Obduktion hat inzwischen ergeben, dass Tanja S. mit sieben Stichen getötet worden ist. Passiert sein soll alles schon zwischen 10 und 12 Uhr. Danach habe er die Tote auf ihr Bett gelegt und sei ziellos umhergeirrt, bis er zur Polizei gekommen sei. Avdyl A. hat die Tat gestanden und sitzt wegen des Verdachts auf Totschlag in Untersuchungshaft.
Vor dem Haus stehen am Sonntagnachmittag zwei fassungslose Frauen. „Sie war 18 Jahre lang meine Freundin, ich möchte nichts sagen“, sagt die eine, die mit den Tränen kämpft. Auch die Nachbarn sind geschockt. Die wenigsten wollen reden. „Ich hätte das nie gedacht“, sagt schließlich eine Frau leise. Sicher hätten die beiden manchmal gestritten. „Aber es gab andere Leute hier in der Wohngegend, wo man eher erwartet hätte, dass einmal etwas passiert“, so die Nachbarin weiter. Einmal sei sie sogar mit Tanja S. gemeinsam zu einem häufig streitenden Paar gegangen, um zu schlichten. Wortführerin sei dabei Tanja S. gewesen. „Ich habe hinterher noch zu ihr gesagt, dass sie sehr mutig sei“, erinnert sich die Nachbarin. Die Antwort der jetzt Getöteten sei einfach gewesen: „Ich mag keinen Streit und keine Gewalt.“
An der Wohnungstür im ersten Stock zeugen eine Leiste, die nach dem Aufbrechen der Tür durch die Polizei eingesetzt werden musste, und das amtliche Siegel von dem Geschehen des Samstags. Neben der Tür hängt ein lustiges Schild über die Aufgaben einer Mutter. Tanja S., die schon lange mit ihrer inzwischen elfjährigen Tochter in dem Haus wohnte, war alleinerziehend. „Sie hat ihre Tochter über alles geliebt, war eine sehr liebevolle Mutter“, sagt die Nachbarin.
Beim Streit mit A. sei es meist um Eifersucht gegangen. „Er hat ihr gesagt: Zieh dieses nicht an, zieh jenes nicht an“, erinnert sie sich. „Er hat wohl gefürchtet, dass sie für andere Männer attraktiv sein könnte.“
Was der Auslöser des Streits am Samstagmorgen war, weiß sie nicht. „Ich habe am Freitag gesehen, dass sie ein anderes Auto hat als bisher“, erzählt sie. Das sei auch das letzte Mal gewesen, dass sie mit ihrer Nachbarin gesprochen habe. Tanja S. habe sie gefragt, ob sie ihr beim Tragen der Einkäufe helfen könne. „Aber ich musste weg“, sagt sie leise. Froh sei sie nur, dass die Tochter der Toten am Samstag nicht da gewesen sei und die Tat nicht miterleben musste. Das Kind wird derzeit vom Jugendamt betreut.