Sonnen am Gladbach
Wer nicht unbedingt ans Meer fahren möchte, kann sich mitten in der Stadt erholen.
Mönchengladbach. Wo früher Leinentücher bleichten, bräunen sich heute die Großstädter. Nur einen Steinwurf von der Stadtmitte entfernt, auf der Bleichwiese an der Lüpertzender Straße gegenüber der Musikschule, befindet sich heute ein Biergarten für 200 Besucher. Ein temporäres Projekt, denn das Grundstück ist ein Filetstück der Stadtentwicklung im Eigentum der Stadt, für das man einen Investor sucht.
Ein junges Team kreativer Köpfe der Stadt um Designer Johannes Jansen vom Büro Freimeister hat mit Hilfe der Entwicklungsgesellschaft (EWMG) eine Oase geschaffen, für den sogar der sonst überall in der Stadt verschwundene Gladbach wieder auftaucht und einen 850 Quadratmeter großen und 1,50 Meter tiefen See füllt, in deren Mitte eine Fontäne plätschert. Anlass war die Frauenfußball-WM. Für die vielen auswärtigen Besucher wollte man einen urbanen Angelpunkt in der Stadt schaffen — und die hässliche Brache verschwinden lassen.
Christian Otten und sein Freund Mike Houben haben es sich in einem der vielen Liegestühle bequem gemacht. „Das ist unser Stück heile Welt“, sagt Mike. „So nahe vom Alten Markt und trotzdem hat man das Gefühl, nicht mehr mitten in Gladbach zu sein.“
Die Fliethstraße und der Parkplatz verschwänden geschickt hinter den Sträuchern und Bäumen, die auch den Lärm schluckten. „Diese Ruhe hier ist toll, das Plätschern“, sagt Mike. „Hier kann man in Ruhe lernen, in der Sonne liegen und sich unterhalten.“ Die beiden Gladbacher wissen, dass auch ihre Mit-Studenten den Ort schätzen und nutzen.
Barbara und Sara haben es sich bei einer Flasche Bier an einem der Tische bequem gemacht. „Das ist hier so schön chillig“, sagt Sara. „Eine wunderbar offene, angenehme Atmosphäre.“ Sie schätzt an der Bleichwiese den Sand, der ihr sofort ein Urlaubsgefühl vermittelt, bei dem sie schön entspannen kann. „Und das ist hier immer sauber, keine Kippen fliegen rum“.
Dazu gefällt ihr das offene und weiträumige Areal. „Hierher kommen Gladbacher jeden Alters“, sagt Sara. Großeltern kommen mit ihren Enkeln, die Sandburgen bauen können, „und Menschen aller Nationen, unter denen eine wunderbar friedliche Stimmung herrscht.“ Barbara freut sich darüber, dass es viel ruhiger ist als am Alten Markt, wo Busse und Autos fahren und ein beliebter Treffpunkt für Motorradfahrer ist. Die Preise seien vernünftig. „2,50 Euro für die Flasche Becks statt drei Euro. Außerdem muss man nicht auf die Kellner warten.“
Am Dock herrscht Selbstbedienung. Wirt Frank Eckrath hat ein Sonnensegel über den Bereich gespannt, an dem sich schon mal Schlangen bilden. Er bietet auch eine Karte mit Salat und Folienkartoffeln sowie Fleisch und Zubehör zum selber Grillen an.