Stadt will blitzen wie bisher

Der neue Erlass für mehr Spiel bei Kontrollen soll sich nicht auswirken. Die Messstellenzahl wurde bereits erhöht.

Mönchengladbach. Nach einem Erlass des NRW- Innenministeriums bekommen die Ordnungsämter ab sofort mehr Freiraum bei Tempokontrollen. Sie dürfen Raser nicht mehr nur an Unfallschwerpunkten, in Lärmschutzbereichen oder an sensiblen Stellen wie Kindergärten oder Schulen blitzen — sondern auch dort, wo signifikant und nachweislich zu schnell gefahren wird.

Für das Gladbacher Ordnungsamt soll sich dadurch nicht viel ändern. „Der Erlass rückt zurecht, was wir schon lange machen — nämlich Verkehrsteilnehmer zu schützen. Vor allem Radfahrer und Kinder“, sagt Stadtsprecher Dirk Rütten.

Tempokontrollen an Straßen, auf denen zu schnell gefahren wird, würden mit Einverständnis der Bezirksregierung schon seit Jahren durchgeführt. Eine Blitzoffensive soll es daher zukünftig nicht geben. „Die neue Verordnung ist für uns kein Kaperbrief“, stellt Rütten klar.

Vielmehr habe das Ordnungsamt in diesem Jahr bereits vor dem Erlass sowohl die Zahl der Messstellen von 130 auf 160 erhöht, als auch einen dritten Radarwagen bestellt. Drei Fahrer sind im Stadtgebiet unterwegs. Messstellen werden mit der Polizei abgesprochen.

Konkreter könnte jetzt allerdings Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen werden — aus Bereichen, in denen sich Beschwerden häufen. Zunächst wird dann eine Tafel zur Probemessung aufgestellt, die das Tempo der Fahrzeuge anzeigt und aufzeichnet. Ist eine hohe Zahl der Wagen zu schnell, kann geblitzt werden.

Das Ordnungsamt setzt zudem zukünftig auf Transparenz und will die Stellen, an denen kontrolliert wird, ankündigen. „Zumindest den Stadtteil“, sagt Rütten. Dadurch soll sich bei den Autofahrern das Bewusstsein dafür entwickeln, auf Dauer mit der vorgeschriebenen Geschwindigkeit zu fahren.

Ende der 90er Jahre stand Mönchengladbach in Sachen Kinderunfälle NRW-weit auf dem traurigen Spitzenplatz. Um das zu ändern, hatte ein Stifter eine Studie der Uni Bochum in Auftrag gegeben. Um das Jahr 2000 herum wurde die fünfjährige Langzeitstudie begonnen. Zwei Schlussfolgerungen: Kinder sind nicht nur rund um Kitas und Schulen unterwegs. Und Repressionen durch Bußgelder sind ein wesentlicher Teil des Lernprozesses bei Autofahrern. Nachdem erste Maßnahmen umgesetzt wurden, konnte die Zahl der Kinderunfälle innerhalb von drei Jahren halbiert werden.