Stadt will radfreundlicher werden

Beim Fahrradklima-Test 2016 landete Gladbach in NRW auf dem letzten Platz. Nun tut sich etwas. Eine Bestandsaufnahme.

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Wer oft mit dem Fahrrad in Mönchengladbach unterwegs ist, wird drei Dinge bemerken: Erstens ist noch viel zu tun, bis die Stadt sich fahrradfreundlich nennen kann. Zweitens ist es vielerorts besser, als auf den ersten Blick zu vermuten ist. Und drittens bewegt sich in puncto Radverkehr einiges.

Bei der letzten Erfassung, wie viele Wege wie zurückgelegt werden, lag der Anteil der Radfahrer bei 6,2 Prozent. Das liegt weit unter dem in den meisten Großstädten in der Nachbarschaft. Bis 2030 will die Stadt den Anteil der Radfahrer auf 13 Prozent verdoppeln, bis 2050 auf 50 Prozent steigern.

Das beschlossene Radverkehrsnetz hat nach Angaben des Verkehrs- und Planungsdezernenten Gregor Bonin eine Länge von etwa 420 Kilometern. Dazu gehören sämtliche Formen: Radwege auf Fahrbahnen oder kombiniert mit Gehwegen, die Fahrradstraße zwischen Gladbach und Rheydt („Blaue Route“), markierte Fahrradstreifen, auch Tempo-30-Straßen, auf denen der Radverkehr auf der Fahrbahn geführt wird, wurden mitgezählt. Reine Radverkehrsanlagen seien davon rund 200 Kilometer. Zu wenig, finden viele Radfahrer. Neue Radwege sollen aber in den nächsten Jahren nicht allzu viele hinzukommen. Es gehe weniger darum, das Netz zu verlängern, so Bonin, sondern das bestehende Netz zu ertüchtigen. Nach und nach sollen die bestehenden Wege den geltenden Vorschriften angepasst und damit breiter werden. Aktuell geschieht das an der Limitenstraße.

Seit etwa einem Jahr ist zwischen dem Rheydter Marktplatz und dem Berliner Platz Gladbachs erste Fahrradstraße ausgewiesen. Dort haben Radfahrer Vorrang, dürfen nebeneinander fahren. Noch nicht jeder Autofahrer hat sich daran gewöhnt. Deshalb soll es laut Stadt seitens der Polizei mehr Kontrollen geben. Einige Radfahrer bedauern, dass sie nicht mehr den Mittelstreifen benutzen dürfen. Den mussten sie sich vorher mit Fußgängern teilen, denen er jetzt ausschließlich zur Verfügung steht. Erste Erkenntnisse mit der Blauen Rote seien positiv, so Bonin. Weitere Fahrradstraßen seien vorstellbar.

Eine Route, auf der Radfahrer schnell vorankommen können und die deshalb für Pendler geeignet ist, soll zwischen dem Borussiapark und Rheindahlen entstehen. Sie sei in Arbeit, heißt es aus dem Rathaus. Der geplante Weg in Richtung Willich und Krefeld sei mit den beiden Städten in Abstimmung. Eine Machbarkeitsstudie soll in Kürze starten.

Daran mangelt es tatsächlich. Theater, Rathaus, Altstadt, Hindenburgstraße — Radständer sind rar. Nach Angaben der Stadt sind in der Gladbacher City 215 Abstellplätze im Bestand, das Ziel seien 167 mehr. In der Rheydter Innenstadt gebe es derzeit 544 Abstellplätze, auf 650 soll die Zahl erhöht werden. Nicht mitgezählt sind die Stationen an den Hauptbahnhöfen in Gladbach und Rheydt (siehe nächster Punkt).

Die Radstation am Gladbacher Hauptbahnhof bietet Platz für fast 700 Räder. Seit 2012 betreibt die Diakonie eine Station am Hauptbahnhof Rheydt. Unterstellen kostet dort nur 80 Cent am Tag. In beiden Stationen gibt es Reparaturwerkstätten. An den S-Bahnhöfen Lürrip, Wickrath und Herrath entstehen 50 Fahrradboxen, in denen das Rad eingesperrt werden kann. Sie können per App gebucht werden.

An beiden Radstationen können auch Fahrräder ausgeliehen werden. Ein weitflächiges Leihsystem wie in anderen Großstädten gibt es aber noch nicht. Man sei in Gesprächen mit Sponsoren beziehungsweise Anbietern, heißt es.

Die Stadttochter hat 760 neue Wegweiser mit einem Knotenpunktsystem aufgestellt. Damit lassen sich Routen durch die Stadt besser planen. Auf Basis des mit dem Masterplan Nahmobilität beschlossenen Radverkehrsnetzes wird laut Stadt derzeit die Fahrradwegweisung überplant, damit ein flächendeckendes Netz im Stadtgebiet ausgewiesen werden kann. Die Ausschilderung soll 2019 erfolgen.

2016 hat der ADFC Fahrradfahrer aufgerufen, ihre Stadt aus der Perspektive zu bewerten. In Mönchengladbach machten 500 Radler mit und gaben schlechte Noten: Im Durchschnitt gab’s die Schulnote vier, was Gladbach in NRW auf den letzten, bundesweit auf den vorletzten Platz brachte.