Stille Oase voller Geschichte
Am Tag des offenen Denkmals wurde auch die Friedenskirche in Eicken besichtigt.
Mönchengladbach. „Mir war lange gar nicht klar, dass es sich bei diesem Gebäude um eine Kirche handelt“, sagt eine Besucherin, die den Tag des Offenen Denkmals nutzt, um sich die evangelische Friedenskirche in Eicken anzusehen. Tatsächlich liegt die Kirche versteckt in einem Hinterhof. Nur die beiden Steinkreuze auf den kleinen Türmen deuten auf die Funktion des 126 Jahre alten Gebäudes hin.
„Die Friedenskirche ist eine Hofkirche, wie es sie früher häufiger gab“, erklärt Pfarrer Sebastian Appenfeller bei der Führung. Evangelische Kirchen durften in vielen vorherrschend katholischen Gebieten nicht direkt an der Straße stehen. Diese Einschränkung stellt sich heute als positiv heraus, denn sobald man den Hof der Friedenskirche betritt, bleibt der Lärm der Stadt zurück.
Noch stärker ist dieser Eindruck im überraschend großen, baumbestandenen Pfarrgarten, der hinter Mauern versteckt neben der Kirche liegt. Das Kirchengebäude selbst beherbergte früher auch einen Kindergarten. In den vorderen Räumen hielten sich in den 1950er Jahren bis zu hundert Kinder auf, die mucksmäuschenstill sein mussten, wenn nebenan eine Trauung stattfand.
„Wir haben dann eine Stunde lang „Stilles Stübchen“ gespielt“, erinnert sich Christa Hilbich, die früher im Kindergarten gearbeitet hat und auch an der Führung teilnimmt. Heute kaum vorstellbar, dass hundert Kinder sich eine Stunde lang ruhig verhalten können.
Der Kirchraum selbst, ursprünglich Betsaal genannt, ist von beeindruckender Schlichtheit, weiß und mit viel Holz ausgestattet. „Ein Kirchenraum, der berührt“, findet eine Besucherin. Zwei Emporen mussten kurz nach Vollendung des Baus eingefügt werden, weil die Kirche die vielen Gläubigen gar nicht fassen konnte.
Bilder, Kreuze oder Schmuckgegenstände gab es in dem Raum bis weit ins 20. Jahrhundert nicht. „Die Bilder, die heute an den Wänden hängen, das Holzkreuz, selbst die Kerzen auf dem Abendmahlstisch wären früher eine Revolution gewesen“, sagt Sebastian Appenfeller. Die Eickener Gemeinde war reformiert und lehnte alles ab, was von Gebet und Predigt ablenken könnte.
Dominiert wird der Raum von einer großen Orgel an der Stirnseite, die allerdings nicht mehr in Gebrauch ist. „Früher mussten die Konfirmanden den Blasebalg betätigen“, erzählt der Pfarrer. In der Friedenskirche findet sich auch eine alte Glocke: 1686 hing sie in der evangelischen Kirche auf dem Fliescherberg. In beiden Weltkriegen sollte sie eingeschmolzen werden, sie wurde nach Russland geschafft und fand doch ihren Weg zurück nach Eicken. „Eine anrührende Geschichte“, findet Sebastian Appenfeller. Obwohl leicht lädiert, hat sie noch immer einen schönen Klang.
Die hölzernen Emporen atmen den Geist des 19. Jahrhunderts: das Holz knarzt, die Fenster dürfen schon lange nicht mehr geöffnet werden. „Sie müssen dringend saniert werden“, sagt Appenfeller. „Gut, dass die Kirche gar nicht unter Denkmalsschutz steht, sonst könnten wir uns eine Fenstersanierung bestimmt nicht leisten.“