Struppige Neuseeland-Schweine sind die Attraktion im Tierpark
Im Odenkirchener Tierpark lebt eine Familie Kune-Kune-Schweine. Die sind zutraulich und nicht nur bei den jüngeren Besuchern beliebt.
Schon wieder hat das freche Schweinchen die Schnürsenkel am Schuh von Sandra Mäder gelöst. „Lass das, meine Süße!“, sagt die Tierpädagogin und -pflegerin lachend. Sanft schiebt sie das struppige Tierchen von ihrem Fuß. Und — schwupps — ist das nächste da. Am 5. Oktober vergangenen Jahres hat die Muttersau Heidi drei Schweinemädels und zwei Jungs zur Welt gebracht. Sie waren auf Anhieb die Lieblinge der Tierparkbesucher. Und der Tierpfleger: „Ich habe mich so sehr in die Rasselbande verliebt“, sagt Sandra Mäder. Sie krault einem der Schweinchen den Rücken. „Wenn ich so weiter mache, schmeißt es sich auf den Rücken, damit ich auch an den Bauch komme.“ Es käme auch vor, dass eins der Nachwuchsschweine ihr auf den Schoß springt und selig einschläft: „Die sind so menschenbezogen, haben überhaupt keine Scheu — das haben sie von ihrer Mama.“
Heidi sucht immer den Kontakt zu den Besuchern. „Vor allem, wenn die Futter dabei haben.“ Dann sperrt das Muttertier weit die Schnauze auf und lässt sich die Leckereien hineinrieseln. Papaschwein MC Gee und Onkel Peter stehen abgetrennt von Heidi und ihrer Schar. „Wir wollen nicht, dass er sie gleich wieder besteigt“, sagt Sandra Mäder. So beobachtet der gewaltige Eber das Ganze aus sicherer Entfernung — und hat seine Ruhe.
Die kleinen Schweine sind ganz schön quirlig. Sie sind ununterbrochen in Bewegung, grunzen und quietschen. Manchmal scheinen sie zu lachen. So sehen glückliche Schweine aus.
Die fünf Neugeborenen gehören zu einer der gefährdetsten Schweinerassen der Welt — Kune-Kune heißen sie. Die Maori auf Neuseeland haben sie als Hausschweine gehalten. Ende der siebziger Jahre gab es kaum noch Tiere dieser seltenen Art. Vereinzelt findet man sie nach wie vor noch in Neuseeland, in England und den USA. In zoologischen Einrichtungen wie dem Odenkirchener Tiergarten haben sie gute Überlebenschancen. „Wir haben für alle fünf Schweinchen gute Plätze in anderen Tierparks gefunden“, sagt Sandra Mäder. Sie weiß, dass die Tiere auch da gehegt und gepflegt werden. Dennoch darf sie gar nicht an den Abschied im Sommer denken. „Das wird furchtbar traurig.“ Um es nicht noch schwerer zu machen, haben die Tierchen keine Namen bekommen. So sind sie einfach, die Süßen, die Kleinen, die Rasselbande.
Sandra Mäder hat den Schweinen Futter ins Gehege gestreut. Heidi und ihre Jungen machen sich darüber her. Was folgt, ist genüssliches Schmatzen. Und Heide kann wieder nicht genug bekommen. Sie reckt den Kopf, reißt die Schnauze auf und lässt sich bedienen. Anschließend muss wieder gekrault werden. Diese Schweine wissen das Leben zu genießen.
Kinder lässt Sandra Mäder gern zu den Schweinen ins Gehege: „Die dürfen die Tiere füttern und nach Herzenslust kraulen.“ Die Mädchen und Jungen seien immer ganz überrascht, dass die Schweine überhaupt nicht stinken. „Und sie sind erstaunt, wie borstig das Fell ist.“ Die Tierpädagogin kennt sie gut: „Die Jungs sind dunkler und waren immer moppeliger als die Mädchen.“ Im Wesen ist keines wie das andere. Aber: Alle seien absolut liebenswürdig und zutraulich.
Die Tierpark-Besucher werden die kleinen Glücksschweinchen vermissen. Kein Erwachsener, kein Kind kann den liebenswerten Geschöpfen widerstehen. Das Futter fliegt in Mengen. Das wirkt sich natürlich auf Heidis Hüften aus. „Wenn du so weitermachst, wird das nichts mit der Bikini-Figur“, sagt Sandra Mäder. Heidi lacht.